Seit vielen Jahren setzen sich Gehörlose in Rheinland-Pfalz für die Einführung des Gehörlosengeldes (GL-Geld) ein. Dennoch sind bisher alle Anträge gescheitert. Häufig wird dafür die Landesregierung verantwortlich gemacht. Doch liegt die Ursache allein in der politischen Ablehnung? Oder gibt es auch Schwächen in der Vorbereitung und Organisation der bisherigen Initiativen? Deaf24 analysiert die Situation und zeigt auf, welche Veränderungen notwendig sind, damit Gehörlose künftig die Unterstützung erhalten, die ihnen zusteht.
Wer setzt sich für das Gehörlosengeld ein?
In Rheinland-Pfalz engagiert sich insbesondere eine kleine Arbeitsgemeinschaft (AG) für das Gehörlosengeld. Diese Gruppe besteht aus rund sechs gehörlosen Mitgliedern. Eines dieser Mitglieder ist zudem parteipolitisch aktiv. Dieses Engagement ist sehr wertvoll und zeugt von großem persönlichen Einsatz. Dennoch zeigt die politische Erfahrung, dass einzelne Personen – selbst wenn sie engagiert sind – allein oft nur begrenzten Einfluss auf gesetzliche Entscheidungen haben. Für nachhaltigen Erfolg braucht es gut organisierte Strukturen, breite gesellschaftliche Unterstützung und eine professionelle Vernetzung.
Welche Herausforderungen bestehen bei den bisherigen Anträgen?
Nach Einschätzung von Deaf24 bestehen bei den bisherigen Bemühungen mehrere Herausforderungen:
- Begrenzte Größe der Initiative: Die AG arbeitet mit wenigen Mitgliedern und bislang weitgehend ohne Unterstützung großer Verbände oder Interessenvertretungen.
- Geringe fachliche Einbindung: Die Beteiligung von Sozial- und Behindertenverbänden, juristischen Fachkräften oder politischen Beratern fehlt.
- Mangel an Konzepten und Gutachten: In politischen Entscheidungsprozessen sind fundierte Argumentationen, Kostenanalysen und rechtlich abgesicherte Gutachten entscheidend.
- Wenig gemeinsames Auftreten: Ein koordiniertes und öffentlich sichtbares Engagement mehrerer Partner stärkt die Position – bisher tritt die AG eher isoliert auf.
- Fehlende kontinuierliche Lobbyarbeit: In anderen Bundesländern wurde das Gehörlosengeld oft erst nach langjähriger und strategischer Interessenvertretung durchgesetzt.
Warum ist eine breitere Beteiligung wichtig?
Ein zentraler Punkt ist die bislang fehlende Einbindung weiterer betroffener Gruppen. Das Gehörlosengeld betrifft nicht nur Gehörlose, sondern kann auch für Menschen mit anderen Sinnesbehinderungen eine wichtige Unterstützung sein. Eine stärkere Zusammenarbeit mit folgenden Organisationen wäre daher sinnvoll:
- Blindenverband
- Verband für Taubsehbehinderte
- Selbsthilfegruppen für Spätertaubte
- Organisationen für Sehbehinderte
- Verbände der Schwerhörigen
Die Beteiligung dieser Gruppen könnte neue Perspektiven, Erfahrungswerte und fachliche Argumente einbringen. Gemeinsame Stellungnahmen, Gutachten oder Berichte würden die politischen Anträge zusätzlich untermauern und die Glaubwürdigkeit der Forderung stärken.
Was zeigen Erfahrungen aus anderen Bundesländern?
Auch in anderen Bundesländern, in denen das Gehörlosengeld noch nicht eingeführt wurde, lassen sich ähnliche Muster erkennen:
- Eng begrenzte Initiativgruppen
- Fehlende fachliche oder juristische Unterstützung
- Geringe Sichtbarkeit und Vernetzung mit Politik und Zivilgesellschaft
Demgegenüber zeigen erfolgreiche Beispiele: Wo das Gehörlosengeld eingeführt wurde, war meist eine breite Allianz aus Betroffenenvertretungen, Fachorganisationen und politischen Unterstützern am Werk – mit einem langfristigen Plan und klarer Strategie.
Fazit: Gemeinsam professionell zum Ziel
Die Verantwortung für das bisherige Scheitern liegt nicht allein bei der Politik. Auch Antragsteller und Unterstützer:innen sind gefragt, ihre Strukturen zu stärken und neue Wege zu gehen:
- Partnerschaften mit anderen Verbänden und Expert:innen suchen
- Professionelle Gutachten und Konzeptpapiere entwickeln
- Ein starkes, gemeinsames Auftreten fördern
- Langfristige und strategische Lobbyarbeit betreiben
Nur durch Zusammenarbeit, Vielfalt und professionelle Vorbereitung kann das Gehörlosengeld in Rheinland-Pfalz Realität werden – und auch in weiteren Bundesländern.
Gemeinsam sind sie stärker.

