Vor der Bundestagswahl 2025 haben mehrere Parteien die Förderung der Deutschen Gebärdensprache (DGS) in ihren Wahlprogrammen thematisiert. Besonders die CDU/CSU kündigte an, die Gebärdensprache als Minderheitensprache zu fördern. Die Grünen gingen sogar weiter und forderten die Anerkennung der DGS als nationale Minderheitensprache. Die SPD plante, ein Bundeskompetenzzentrum für Leichte Sprache und Gebärdensprache einzurichten, um die Verbreitung und das Erlernen der DGS zu unterstützen.
Nun, nach den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU, CSU und SPD, zeigt sich jedoch: Die explizite Verankerung der DGS als Minderheitensprache wurde nicht ins Sondierungspapier aufgenommen. Warum nicht? Und was bedeutet das für die Gehörlosen-Community?
Warum wurde die DGS nicht als Minderheitensprache anerkannt?
Obwohl die Parteien während des Wahlkampfs positive Signale sendeten, fand die DGS letztlich keinen Platz als Minderheitensprache in den Regierungsverhandlungen. Mögliche Gründe dafür könnten sein:
- Juristische Einordnung: Die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen schützt traditionell gewachsene Sprachgemeinschaften mit einer eigenen kulturellen Identität, wie Sorbisch oder Friesisch. Die DGS hingegen wird rechtlich als Kommunikationsform einer behinderten Personengruppe betrachtet, nicht als Sprache einer ethnischen Minderheit.
- Politische Prioritäten: In den Koalitionsverhandlungen standen andere Themen im Vordergrund. Die Gebärdensprachpolitik wird oft unter dem Aspekt der Barrierefreiheit und Inklusion behandelt, nicht als Sprachenpolitik.
- Fehlender politischer Druck: Es gibt bisher keine starke, öffentliche Bewegung, die explizit die Anerkennung der DGS als Minderheitensprache fordert. Viele Verbände konzentrieren sich auf Dolmetscherrechte, Barrierefreiheit und die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention.
Das bedeutet jedoch nicht, dass das Thema endgültig vom Tisch ist. Eine Nachverhandlung oder spätere Gesetzesänderung wäre möglich, wenn genug politischer Druck aufgebaut wird.
Welche Rolle spielt Heike Heubach?
Heike Heubach ist die erste gehörlose Abgeordnete im Deutschen Bundestag und setzt sich aktiv für die Rechte von Gehörlosen ein. Sie hielt als erste Politikerin eine Rede in Deutscher Gebärdensprache im Bundestag und wird von vielen als Hoffnungsträgerin für die Anerkennung der DGS als Minderheitensprache gesehen.
Aber welche Möglichkeiten hat sie tatsächlich?
- Parteiinterne Einflussnahme: Sie kann innerhalb ihrer Fraktion das Thema ansprechen und Unterstützung suchen.
- Parlamentarische Initiativen: Sie kann Anfragen oder Anträge stellen, um die Diskussion offiziell im Bundestag zu führen.
- Politische Verhandlungen: Falls es zu einer knappen Abstimmung zu einem anderen Gesetz kommt, könnte sie ihre Stimme als Verhandlungsinstrument nutzen. Das heißt, sie könnte ihre Zustimmung an eine Bedingung knüpfen, beispielsweise die Anerkennung der DGS als Minderheitensprache.
Allerdings benötigt sie für eine erfolgreiche Umsetzung breite politische Unterstützung. Sie kann das Thema nicht allein durchsetzen, sondern braucht Rückhalt in ihrer Partei und in der Regierung.
Was können Gehörlose tun?
Die Anerkennung der DGS als Minderheitensprache wird nicht automatisch geschehen. Gehörlose müssen politisch aktiv werden, um dieses Ziel zu erreichen. Mögliche Schritte sind:
- Petitionen starten, um viele Unterschriften zu sammeln und den politischen Druck zu erhöhen.
- Politiker direkt anschreiben, um ihre Meinungen und Unterstützung einzuholen.
- Medien nutzen, um das Thema öffentlich zu machen und Aufmerksamkeit zu schaffen.
- Demonstrationen oder Protestaktionen organisieren, um die Dringlichkeit zu unterstreichen.
Nur wenn die Community geschlossen auftritt und kontinuierlich Druck ausübt, wird das Thema auf die politische Agenda gesetzt.
Fazit
Heike Heubach kann die Anerkennung der DGS als Minderheitensprache in die Politik einbringen. Doch sie kann es nicht allein entscheiden. Wenn Gehörlose das wirklich wollen, müssen sie jetzt aktiv werden. Der Deutsche Gehörlosenbund und die Landesverbände für Gehörlose sollten gemeinsam kämpfen. Ohne politischen Druck wird sich nichts ändern. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um für die Anerkennung der Gebärdensprache als Minderheitensprache zu kämpfen!

