Im Sommer wurde ein Thema heiß diskutiert: Der Heide Park in Soltau erlaubt tauben Menschen die Fahrt mit Achterbahnen und ähnlichen Attraktionen nur in Begleitung einer hörenden Person. Begründet wurde dies mit Sicherheitsfragen im Falle einer Evakuierung.
Deaf24, ein unabhängiges Online-Magazin der Gehörlosen-Community, nahm Kontakt mit dem Heide Park auf. Die Reaktion des Freizeitparks war überraschend positiv: Man sei bereit, die Regelung zu überdenken.
Doch während Deaf24 das Thema öffentlich machte, mischten sich plötzlich der Deutsche Gehörlosen-Bund (DGB) und der Landesverband Niedersachsen ein. Viele Gehörlose fragen sich nun: Geht es den Verbänden wirklich um die Sache – oder eher um Macht und Kontrolle?
Der Ausgangspunkt: Achterbahn-Regeln im Heide Park
Seit Jahren gilt im Heide Park die Vorschrift, dass taube Besucherinnen und Besucher bestimmte Fahrgeschäfte nur mit einer hörenden Begleitperson nutzen dürfen.
Die Begründung: Sollte eine Achterbahn oder ein Fahrgeschäft stehen bleiben, müsse die Evakuierung schnell und klar funktionieren. Man befürchtete, dass taube Menschen Anweisungen im Notfall nicht rechtzeitig verstehen könnten.
Für viele Betroffene war dies eine klare Diskriminierung. Denn:
- Gehörlose können Gefahren oft genauso gut wahrnehmen wie Hörende, etwa durch visuelle Signale.
- Im Ernstfall ist Evakuierung auch für hörende Menschen nicht selbstverständlich – Panik und Unsicherheit betreffen alle.
- Die Regelung führt dazu, dass Gehörlose oft ausgeschlossen werden, wenn keine hörende Begleitung verfügbar ist.
Deaf24 griff das Thema auf, schrieb den Heide Park an und forderte eine faire Lösung. Die Antwort war ein Signal der Offenheit: Man sei bereit, die Regeln zu ändern.
Unerwartete Einmischung durch den DGB
Wenige Stunden nachdem Deaf24 die Rückmeldung des Parks veröffentlichte, meldete sich eine Vertreterin des DGB, Instagram Nutzerin @simonestchen, in einem Kommentar. Sie fragte, was Deaf24 mit dem Heide Park besprochen habe.
Kurz darauf kontaktierte sie selbst den Freizeitpark – und leitete die mögliche Zusammenarbeit an den Landesverband Niedersachsen weiter.
Für viele in der Community war das ein Schock:
- Warum wurde Deaf24, die den Kontakt hergestellt hatte, einfach übergangen?
- Warum entscheidet ein Verband, wer mit wem sprechen darf?
- Hat der DGB Angst davor, dass unabhängige Medien wie Deaf24 zu viel Einfluss gewinnen?
Aus Sicht vieler Betroffener sah das Ganze wie ein „Kontaktverbot“ aus: Der Heide Park solle nicht mit Deaf24, sondern nur mit offiziellen Verbänden sprechen.
Einmischung durch den DGB
Wenige Stunden nachdem Deaf24 die Rückmeldung des Parks veröffentlichte, meldete sich eine Vertreterin des DGB, @simonestchen, in einem Kommentar. Sie fragte, was Deaf24 mit dem Heide Park besprochen habe.
Kurz darauf kontaktierte sie selbst den Freizeitpark – und leitete die mögliche Zusammenarbeit an den Landesverband Niedersachsen weiter.
Für viele in der Community war das ein Schock:
- Warum wurde Deaf24, die den Kontakt hergestellt hatte, einfach übergangen?
- Warum entscheidet ein Verband, wer mit wem sprechen darf?
- Hat der DGB Angst davor, dass unabhängige Medien wie Deaf24 zu viel Einfluss gewinnen?
Aus Sicht vieler Betroffener sah das Ganze wie ein „Kontaktverbot“ aus: Der Heide Park solle nicht mit Deaf24, sondern nur mit offiziellen Verbänden sprechen.
Machtkämpfe statt Zusammenarbeit?
Die Reaktionen in der Gehörlosen-Community waren eindeutig: Viele empfinden das Verhalten des DGB und des Landesverbands Niedersachsen als egoistisch und machtorientiert.
Statt gemeinsam für die Sache einzustehen, wirken die Verbände, als ob sie Erfolge für sich beanspruchen wollen – auch dann, wenn die Initiative gar nicht von ihnen kommt.
Das wirft mehrere Fragen auf:
- Haben die Verbände den Kontakt blockiert, weil es ihnen wichtiger ist, die Deutungshoheit zu behalten, anstatt Probleme wirklich zu lösen?
- Warum sind Freizeitpark-Regeln plötzlich so wichtig – während seit Jahrzehnten ungelöste Probleme im Alltag bestehen?
- Wie glaubwürdig ist ein Verband, wenn er kleine Themen aufgreift, aber bei großen strukturellen Fragen kaum Ergebnisse zeigt?
Wichtiger als Freizeitparks: Alltagshürden der Gehörlosen
Natürlich ist es gut, wenn Gehörlose im Heide Park gleichberechtigt mitfahren dürfen. Aber: Im Alltag gibt es viel gravierendere Probleme, die seit Jahren ungelöst sind.
Fehlende Dolmetscher
- Viele Gehörlose warten wochenlang auf einen Gebärdensprachdolmetscher (GSD).
- Dolmetscher sind oft überlastet oder schlecht organisiert.
- Selbst einfache Termine bei Behörden oder Ärzten werden dadurch zu großen Hürden.
Kommunikationsbarrieren im Gesundheitssystem
- In Krankenhäusern fehlen Dolmetscher oft komplett.
- Videodolmetschen ist keine echte Lösung: in Funklöchern, Kellern oder bei sensiblen Gesprächen funktioniert es nicht.
- Patienten fühlen sich unsicher und allein gelassen.
Bürokratische Hürden
- In Behörden verstehen viele Mitarbeiter die Bedürfnisse von Gehörlosen nicht.
- Häufig fehlen visuelle Informationssysteme.
- Termine ziehen sich unnötig in die Länge.
Viele Gehörlose fragen deshalb: Warum kümmern sich DGB und Landesverbände nicht entschlossener um diese grundlegenden Probleme, anstatt sich an einem Freizeitpark abzuarbeiten?
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Gesetze gibt es – Umsetzung fehlt völlig
In vielen Bundesländern gibt es seit Jahren Verordnungen zur Verwendung der Gebärdensprache (AV Gebärdensprache).
Sie sollen eigentlich sicherstellen, dass Gehörlose in Behörden, Ämtern und öffentlichen Einrichtungen die Unterstützung in Gebärdensprache bekommen, die ihnen zusteht.
Doch die Realität ist ernüchternd:
- In der Praxis findet die Umsetzung fast nicht statt.
- Bei Terminen in Behörden gibt es meist keine Dolmetscher oder die Anfragen werden verschleppt.
- Für viele Gehörlose bedeutet das: Ihre rechtlich zugesicherte Sprache bleibt in Ämtern eine glatte NULL.
Dies zeigt deutlich: Es reicht nicht, Verordnungen zu entwickeln und auf Internetseiten zu veröffentlichen.
• Entscheidend ist, dass sie auch tatsächlich umgesetzt werden – und dass die Verbände Druck machen, damit Gehörlose ihre Rechte im Alltag wirklich nutzen können.
Fehlendes Zuhören und fehlende Unterstützung
Viele Gehörlose berichten, dass sie von den großen Verbänden wie dem DGB oder den Landesverbänden nicht wirklich gehört werden.
Anstatt die Stimmen der Betroffenen aufzunehmen und in Taten umzusetzen, bleiben die Verbände oft in Diskussionen und Sitzungen stecken.
Dabei braucht es nicht immer neue Gesetze oder große Politik, um Veränderungen anzustoßen.
- In Behörden könnte man bereits heute mit einfachen Schritten mehr Barrierefreiheit schaffen, z. B. durch bessere Aufklärung der Mitarbeiter oder klare Abläufe für den Einsatz von Dolmetschern.
- Wichtig wäre vor allem, dass sich Verbände und Betroffene gegenseitig unterstützen – statt gegeneinander zu arbeiten.
Doch nach Aussagen mehrerer Gemeinden passiert das nicht: Gehörlosenverbände zeigen in vielen Fällen keine aktiven Taten und lassen Chancen ungenutzt, Barrieren wirklich abzubauen.
Verwirrung über die Rolle der Verbände
Eigentlich ist klar verteilt, wer welche Aufgaben hat:
- DGB: Dachverband auf Bundesebene, soll politische Interessen vertreten.
- Landesverbände: zuständig für regionale Angelegenheiten.
- Selbsthilfegruppen und Medien wie Deaf24: greifen Themen auf, berichten und üben Druck aus.
Doch in der Praxis scheinen diese Grenzen oft zu verschwimmen. Statt klarer Zusammenarbeit kommt es zu Kompetenzgerangel. Für die Community ist das Ergebnis frustrierend: Es wirkt, als seien die Verbände mehr mit sich selbst beschäftigt als mit den Problemen der Gehörlosen.
Fazit: Lektion aus dem Heide Park-Fall
Der Fall Heide Park zeigt ein Problem, das weit über Freizeitparks hinausgeht: fehlende Einheit und Zusammenarbeit in der Gehörlosenbewegung.
Deaf24 brachte das Thema in Bewegung und erhielt direkt die Bereitschaft des Parks, die Regeln zu überdenken. Statt diesen Erfolg zu nutzen, blockierten DGB und Landesverband – und sorgten so für Unmut in der Community.
Die eigentliche Frage lautet:
• Wer vertritt die Gehörlosen wirklich?
• Wer setzt sich für unsere Rechte im Alltag ein – und wer kämpft nur um Einfluss?
Tipps für die Community
- Erfolge sichtbar machen: Egal ob durch Verbände, Medien oder Einzelpersonen – Hauptsache, es bewegt sich etwas.
- Transparenz fordern: Verbände müssen offenlegen, welche Themen sie wirklich bearbeiten und welche Ergebnisse erzielt werden.
- Zusammenarbeit statt Konkurrenz: Gehörlose brauchen starke Bündnisse. Ego und Machtspiele schaden allen.
- Fokus auf das Wesentliche: Freizeitparks sind wichtig für Teilhabe – aber noch wichtiger sind Dolmetscher, barrierefreie Behörden und sichere medizinische Versorgung.
Am Ende zählt nicht, wer den Erfolg einleitet, sondern dass Gehörlose gleichberechtigt leben können.


