In Russland wird der Zugang zu bekannten Messenger-Apps wie WhatsApp, Telegram oder Signal bald stark eingeschränkt. Die Regierung plant, ab September 2025 ausländische Apps zu verbieten, die nicht mit den russischen Gesetzen übereinstimmen. Stattdessen soll eine neue staatliche App namens „Max“ auf allen Geräten installiert werden.
Diese Entwicklung hat besonders große Auswirkungen auf taube und schwerhörige Menschen. Viele von ihnen nutzen Messenger mit Video-Funktion, um in Gebärdensprache zu kommunizieren. Was passiert, wenn diese Dienste nicht mehr verfügbar sind? Und was kann die App „Max“ wirklich?
Warum WhatsApp in Russland verboten werden soll
WhatsApp gehört zum US-Unternehmen Meta, das in Russland bereits als „extremistisch“ eingestuft wurde. Facebook und Instagram sind seit 2022 gesperrt. Jetzt fordern russische Politiker auch das Aus für WhatsApp.
Offiziell heißt es, WhatsApp sei ein Sicherheitsrisiko, weil Nutzerdaten angeblich ins Ausland weitergegeben werden. Die Regierung möchte, dass alle digitalen Kommunikationsdienste in Russland kontrolliert und überwacht werden können.
Viele erwarten, dass WhatsApp ab September 2025 blockiert oder stark eingeschränkt wird – spätestens dann, wenn die neue App „Max“ startet.
Was ist die App „Max“?
„Max“ ist eine neue App, die vom russischen Staat entwickelt wird. Ab dem 1. September 2025 soll sie auf allen neuen Smartphones, Tablets und Computern vorinstalliert sein. Sie ist als Messenger gedacht – ähnlich wie WhatsApp oder Telegram – bietet aber noch weitere Funktionen:
- Verbindung zu Behörden (z. B. Terminvereinbarung, Dokumente)
- Bezahlfunktionen
- Zugriff auf staatliche Informationen
- Text- und Chat-Funktion
Die App soll russischen Datenschutz- und Sicherheitsgesetzen entsprechen – das bedeutet: Der Staat kann theoretisch alle Daten einsehen, wenn er will.
Wichtig zu wissen:
Um die App „Max“ vollständig nutzen zu können, benötigen Nutzerinnen und Nutzer eine russische oder belarussische SIM-Karte.
Ohne diese SIM-Karte funktioniert die App entweder gar nicht oder nur eingeschränkt. Das bedeutet, dass Menschen aus dem Ausland, z. B. mit deutscher oder polnischer SIM-Karte, nicht mit russischen Nutzer*innen über „Max“ kommunizieren können.
Gerade für taube Menschen, die mit Familie, Freunden oder Netzwerken im Westen verbunden sind, ist das ein großes Problem – denn internationale Kommunikation wird dadurch fast unmöglich gemacht.
Können taube Menschen mit „Max“ Videoanrufe machen?
Das ist bis jetzt nicht klar. Die Regierung hat noch keine genauen Informationen veröffentlicht, ob die App „Max“ eine Videochat-Funktion enthalten wird.
Für taube Menschen ist das aber besonders wichtig. Viele von ihnen nutzen Messenger, um sich in Gebärdensprache über Video zu unterhalten. Ohne diese Funktion wäre die App „Max“ für taube Menschen unbrauchbar.
Wenn „Max“ keine hochwertige, stabile und leicht bedienbare Videofunktion bietet, dann ist barrierefreie Kommunikation nicht mehr möglich. Das wäre ein großer Rückschritt für die Inklusion.
Vorteile von „Max“ für taube Menschen – falls vorhanden
Es gibt nur wenige mögliche Vorteile, die man heute nennen kann:
- Vielleicht einfache Anmeldung durch Verbindung mit Behörden
- Vielleicht Zugang zu staatlichen Services ohne extra Apps
- Eventuell schnellere Organisation von Terminen mit Behörden
Aber diese Vorteile gelten nur, wenn die App barrierefrei programmiert ist – also mit großen Buttons, einfacher Sprache, klarer Struktur und vor allem: funktionierendem Videochat.
Mögliche Nachteile für taube Menschen durch die neuen Regeln
Die Nachteile überwiegen deutlich:
- Kein sicherer Videochat garantiert
- Staatliche Kontrolle über Inhalte möglich
- Keine freie Wahl des Messengers
- Abbruch der Kommunikation mit Freunden im Ausland
- Hohe Unsicherheit und fehlende Transparenz
- Kein Zugang zu Dolmetscher- oder Beratungsdiensten über WhatsApp oder Telegram
Taube Menschen sind besonders auf visuelle und vertrauensvolle Kommunikation angewiesen. Wenn diese Möglichkeiten wegfallen, führt das zu Isolation und Abhängigkeit.
Können taube Menschen weiter mit dem Westen kommunizieren?
Aktuell können Menschen in Russland noch mit Personen im Ausland über WhatsApp, Telegram oder Signal schreiben oder per Video telefonieren. Wenn diese Dienste blockiert werden, ist das nur noch über sogenannte VPN-Verbindungen möglich.
Ein VPN (Virtual Private Network) versteckt, welche Seite man besucht, und kann dabei helfen, Apps wie WhatsApp weiter zu nutzen.
Aber:
- In Russland sind viele VPNs verboten
- VPNs funktionieren oft langsam oder gar nicht
- Wer sie nutzt, riskiert Strafen oder Überwachung
Für taube Menschen bedeutet das: Die Verbindung zur internationalen Gehörlosengemeinschaft wird massiv erschwert. Viele haben Freunde, Familienangehörige oder Kolleg*innen im Ausland – diese Kontakte könnten verloren gehen.
Tipps für taube Menschen in Russland
Wenn du taub oder schwerhörig bist und in Russland lebst, kannst du Folgendes tun:
- Jetzt schon Alternativen installieren: Lade Apps wie Signal, Threema oder Session herunter, bevor sie gesperrt werden.
- Daten sichern: Speichere wichtige Kontakte, Videos und Chatverläufe.
- VPN prüfen: Informiere dich über VPN-Apps, die (noch) funktionieren – aber sei vorsichtig bei der Nutzung.
- Mit Familie sprechen: Erkläre deinen Angehörigen, wie sie dich über andere Wege erreichen können.
- Geduldig bleiben: Achte auf neue Informationen über „Max“ – vielleicht wird die App doch barrierefrei. Aber verlass dich nicht darauf.
Fazit: Große Gefahr für die Teilhabe tauber Menschen
Was ab September 2025 in Russland geplant ist, betrifft alle Menschen – aber taube Menschen besonders stark. Die geplante Abschaltung von WhatsApp, Telegram und anderen westlichen Messengern schränkt die freie, visuelle Kommunikation drastisch ein.
Die neue App „Max“ ist noch ein großes Fragezeichen. Ob sie barrierefrei und gebärdensprachfreundlich ist, weiß niemand. Klar ist nur: Ohne sichere Videochats wird die Inklusion tauber Menschen massiv geschwächt. Der Kontakt zur internationalen Gehörlosengemeinschaft droht abzubrechen.
Deshalb ist es wichtig, dass Betroffene und Organisationen für taube Menschen in Russland jetzt handeln, sich informieren, Alternativen testen und möglichst viele Informationen sichern, solange das noch möglich ist.
Bild: MAX

