Das Institut national de jeunes sourds (INJS) in Paris ist eine der bekanntesten Schulen für gehörlose Jugendliche in Frankreich. Doch jetzt steht die Einrichtung im Mittelpunkt eines schweren Missbrauchsskandals. Ein früherer Schüler soll eine Mitschülerin wiederholt vergewaltigt haben. Der Fall hat die gehörlose Gemeinschaft erschüttert – und zeigt, wie wichtig Aufklärung, Schutz und eine Kultur des Zuhörens sind.
Die schweren Vorwürfe
Ein 18-jähriger Ex-Schüler des INJS wurde wegen mehrfacher Vergewaltigung angeklagt. Die mutmaßlichen Taten sollen bereits 2021 passiert sein – damals war das Opfer erst 13 Jahre alt. Die Angriffe sollen in den gemischten Toiletten der Schule stattgefunden haben.
Eine weitere junge Frau, die früher mit dem Beschuldigten zusammen war, berichtet, dass er sie außerhalb der Schule ebenfalls zu sexuellen Handlungen gezwungen haben soll. Die Fälle werden jetzt vor Gericht geprüft.
Warum dieser Fall besonders ist: Die lange Stille der Gehörlosen
Gehörlose Menschen wurden in der Vergangenheit oft nicht gehört oder ignoriert. Alexis Karacostas, ein Psychiater, der sich auf gehörlose Patient:innen spezialisiert hat, erklärt:
„Viele Gehörlose konnten nie über ihre Erlebnisse sprechen. Deshalb wurden Missbrauchsfälle oft verschwiegen.“
Dieser Fall könnte ein Wendepunkt sein – immer mehr Betroffene trauen sich jetzt, ihre Stimme zu erheben.
Proteste und Forderungen der Gemeinschaft
Organisationen wie Femmes Sourdes Citoyennes et Solidaires (FSCS) und andere Verbände fordern:
• Verpflichtende Aufklärung über Sexualität, Beziehungen und Zustimmung (Consent).
• Ein sicherer Raum, in dem Opfer ernst genommen werden.
• Keine gemischten Toiletten mehr, um Angriffe zu verhindern.
Shirley Tong On (FSCS) betont:
„Wir müssen das Schweigen brechen. Opfer dürfen nicht allein gelassen werden!“
Auch die bekannte gehörlose Schauspielerin Emmanuelle Laborit unterstützt die Bewegung. Ihr Appell:
„Die Schande soll nicht bei den Opfern liegen, sondern bei den Tätern!“
Ein mutiges Opfer spricht: „Ich will anderen helfen!“
Élisa (Name geändert) ist eines der betroffenen Mädchen. Trotz der Angst, ausgegrenzt zu werden, hat sie sich entschieden, öffentlich über ihre Erfahrungen zu sprechen:
„Ich will, dass andere Mädchen wissen: Ihr seid nicht allein. Wir müssen darüber reden, damit so etwas nicht mehr passiert!“
Was jetzt passieren muss
Die gehörlose Gemeinschaft fordert dringend:
🔹 Bessere Unterstützung für Opfer.
🔹 Mehr Präventionsarbeit an Schulen.
🔹 Strukturelle Reformen am INJS, um Schüler:innen besser zu schützen.
Fazit
Dieser schockierende Fall zeigt, dass es in Schulen für gehörlose Jugendliche mehr Schutz, Aufklärung und Vertrauenspersonen braucht. Die Betroffenen verdienen Gerechtigkeit – und die Gesellschaft muss endlich lernen zuzuhören.


