SCHNAITTACH – Ein tragischer Unfall hätte schlimm enden können, doch der betroffene Radfahrer hatte großes Glück. Am frühen Montagmorgen, dem 5. Mai um 5:15 Uhr, kam es in Schnaittach (Mittelfranken) zu einer gefährlichen Kollision zwischen einem Radfahrer und einem Zug. Der Radfahrer ist gehörlos.
Was genau ist passiert?
Der Unfall ereignete sich am sogenannten Krähenwinkel, einem kleinen Bahnübergang im Ortsteil von Schnaittach. Es war noch sehr früh am Morgen, die Sicht war möglicherweise eingeschränkt, und der Bahnübergang ist ungesichert – das bedeutet: keine Schranken, keine Ampeln, kein akustisches Signal. Er ist nur für Fußgänger und Radfahrer gedacht.
Ein 36-jähriger gehörloser Mann fuhr mit seinem Fahrrad über die Gleise. Dabei übersah er offenbar den herannahenden Zug. Trotz einer sofort eingeleiteten Notbremsung konnte der Zugführer den Zusammenstoß nicht mehr verhindern. Der hintere Teil des Fahrrads wurde vom Zug erfasst. Die Wucht des Aufpralls war so stark, dass der Mann mehrere Meter durch die Luft geschleudert wurde und schließlich im angrenzenden Feld landete.
Große Gefahr – aber kaum Verletzungen
Wie durch ein Wunder wurde der Radfahrer bei dem Vorfall nicht schwer verletzt. Er war ansprechbar und schien keine sichtbaren Verletzungen zu haben. Dennoch wurde er vorsorglich mit dem Rettungsdienst ins Krankenhaus nach Lauf gebracht, um medizinisch untersucht zu werden. Nach ersten Informationen blieb er körperlich unversehrt, was angesichts der Umstände fast unglaublich ist.
Auch der Zugführer und die Fahrgäste im Zug blieben unverletzt. Der Bahnverkehr wurde nach einer kurzen Unterbrechung wieder freigegeben.
Warum war der Bahnübergang so gefährlich?
Der Bahnübergang am Krähenwinkel ist besonders tückisch:
- Keine Schranke
- Kein Lichtsignal
- Kein akustisches Warnsystem
Gerade für gehörlose Menschen stellt so ein Übergang eine große Gefahr dar. Ohne Schranken oder optische Signale ist es fast unmöglich, rechtzeitig einen Zug zu erkennen – vor allem bei eingeschränkter Sicht oder in den frühen Morgenstunden.
Solche Bahnübergänge gelten als veraltet und gefährlich, doch viele dieser Übergänge gibt es noch in ländlichen Regionen. Besonders problematisch ist, dass sie häufig nicht barrierefrei oder behindertengerecht abgesichert sind.
Polizei ermittelt – Radfahrer könnte Ärger bekommen
Obwohl der Radfahrer unverletzt blieb, wurde ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet. Die Polizei ermittelt wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr. Das ist eine ernste Angelegenheit. Auch wenn kein Vorsatz vorliegt, ist die Gefährdung durch das Überqueren der Gleise bei herannahendem Zug strafbar.
Am Fahrrad entstand nur leichter Sachschaden. Der Schaden am Zug wird noch ermittelt, dürfte aber gering sein, da der Zug nur das Hinterrad streifte.
Fragen, die sich jetzt stellen
Nach dem Vorfall gibt es viele wichtige Fragen – besonders aus Sicht der gehörlosen und schwerhörigen Community:
- Warum gibt es an einem offiziellen Bahnübergang keine Lichtsignale?
- Wurden bei der Planung die Bedürfnisse von gehörlosen Menschen berücksichtigt?
- Gibt es Pläne, gefährliche Bahnübergänge wie diesen in Zukunft zu sichern?
- Wer trägt die Verantwortung bei einem solchen Unfall – besonders, wenn es keine klaren Warnsysteme gibt?
Der Vorfall zeigt deutlich, wie gefährlich ungesicherte Bahnübergänge für Menschen mit Hörbehinderung sind – besonders, wenn keine optischen Warnungen vorhanden sind. Ohne akustische Hinweise sind gehörlose Menschen im Straßenverkehr auf andere Sicherheitsmaßnahmen angewiesen, z. B. blinkende Lichter, Schranken oder Warnschilder.
Fazit
Dieser Vorfall hätte leicht tödlich enden können. Dass der 36-jährige gehörlose Radfahrer den Zusammenstoß überlebt hat und unverletzt blieb, ist ein großes Glück. Doch er wirft wichtige Fragen auf:
- Wie barrierefrei sind unsere Verkehrswege wirklich?
- Werden Warnsysteme an Bahnübergängen ausreichend für Menschen mit Behinderung gestaltet?
- Muss erst etwas Schlimmeres passieren, bevor gehandelt wird?
Die Redaktion von Deaf24 empfiehlt: Bahnübergänge wie dieser sollten dringend überprüft und nachgerüstet werden – mit optischen Warnsystemen, die auch gehörlose Menschen frühzeitig auf einen herannahenden Zug aufmerksam machen können. Nur so können solche Unfälle in Zukunft verhindert werden.
Besonders in Regionen mit hoher Zahl hörbehinderter Menschen ist schnelle Nachrüstung überfällig. Die Sicherheit darf nicht von Glück abhängen, sondern muss durch gute Planung gewährleistet sein.

