Home Non udentiPolitikKein WLAN, kein Dolmetscher – Gehörlose in Not!

Kein WLAN, kein Dolmetscher – Gehörlose in Not!

by info@deaf24.com

Die Landesverbände für Gehörlose, der Notfalldienst für Gehörlose in Bayern und Tess Relay vertreten die Ansicht, dass Video-Dolmetschen per Internet eine barrierefreie Lösung sei. Doch ein Test von Deaf24 in zwei Würzburger Krankenhäusern – dem Juliusspital und der Missio Klinik – zeigt, dass Gehörlose vor erheblichen Schwierigkeiten stehen.

Obwohl Video-Dolmetschen in vielen Situationen hilfreich sein kann, gibt es in medizinischen Notfällen oft technische und organisatorische Hindernisse, die eine barrierefreie Kommunikation erschweren.

 

Herausforderungen beim Einsatz von Video-Dolmetschen

  1. Eingeschränkter Internetzugang
    • Viele Krankenhäuser nutzen verschlüsselte Netzwerke. Gehörlose benötigen Benutzername und Passwort, um sich zu verbinden – dies ist jedoch nicht immer leicht zu erfragen.
    • Besonders in Notaufnahmen, die sich oft in Kellerräumen befinden, ist die Internetverbindung unzuverlässig oder nicht vorhanden.
  2. Hoher Akkuverbrauch
    • Video-Dolmetschen benötigt eine stabile Internetverbindung und verbraucht viel Energie. In einem Notfall kann der Akku eines Smartphones schnell leer sein, ohne dass sofort eine Lademöglichkeit vorhanden ist.
  3. Fehlendes Bewusstsein im Krankenhauspersonal
    • Ärzte und Pflegekräfte haben oft wenig Zeit oder sind nicht ausreichend über die Kommunikationsbedürfnisse Gehörloser informiert. In vielen Fällen bleibt unklar, wie dringend der Zugang zu einem Dolmetscher ist oder welche technischen Hürden bestehen.
  4. Kommunikationsbarrieren in Stresssituationen
    • Gehörlose stehen in Notfällen häufig unter Stress oder Schock. In solchen Momenten ist es für sie besonders schwierig, Internetzugangsdaten zu erfragen oder technische Probleme zu lösen.

 


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Nebenwirkungen und Probleme persönlicher GSD

Keine Verfügbarkeitspflicht: Kein GSD ist gesetzlich verpflichtet, im Notfall oder bei Krankenhausbesuchen zur Verfügung zu stehen. Das bedeutet: Wenn der persönliche Dolmetscher nicht kann, gibt es keine Alternative.

Hohe Abhängigkeit: Gehörlose verlassen sich oft auf einen bestimmten GSD, aber wenn dieser krank ist, im Urlaub oder schon verplant, bleibt der Gehörlose ohne Unterstützung.

Keine rechtliche Absicherung: Persönliche GSD haben keine feste Notfallregelung. Es gibt keinen Bereitschaftsdienst, der in akuten Situationen garantiert helfen kann.Fazit: Video-Dolmetschen allein reicht nicht aus

Die Vorstellung, dass Video-Dolmetschen eine umfassende barrierefreie Lösung darstellt, berücksichtigt nicht die praktischen Herausforderungen in Krankenhäusern. Gehörlose benötigen eine verlässliche, leicht zugängliche Kommunikationsmöglichkeit – insbesondere in Notfallsituationen.

Empfohlene Maßnahmen:
Freier und unkomplizierter WLAN-Zugang für Gehörlose in Krankenhäusern
Schulungen für Krankenhauspersonal zum Umgang mit Gehörlosen und deren Bedürfnissen
Alternative Lösungen, z. B. fest installierte Tablets mit direktem Zugang zu Dolmetschern

Solange diese Maßnahmen nicht umgesetzt werden, bleibt Video-Dolmetschen in Krankenhäusern eine unzuverlässige Lösung für Gehörlose.

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