Eine gehörlose Frau (55) aus Rheinland-Pfalz benötigt eine Fensterputzer-Firma für sechs Flügelfenster und bekam Kostenvoranschlag 350 Euro. Viele fragen sich: Ist dieser Preis gerechtfertigt oder handelt es sich um Abzocke? Fensterputzen gehört zu den Dienstleistungen, bei denen die Preise stark schwanken können. Manche Firmen arbeiten transparent, andere nutzen Unwissenheit oder fehlende Vergleichsmöglichkeiten aus. In diesem Artikel klären wir, wie Fensterputzer ihre Preise berechnen, welche Kosten üblich sind und worauf man achten sollte, um faire Angebote zu erkennen.
Wie werden Preise beim Fensterputzen berechnet?
Fensterputzer kalkulieren ihre Arbeit auf unterschiedliche Weise. Die häufigsten Modelle sind:
- Preis pro Fensterflügel
Ein Flügelfenster besteht meist aus zwei Glasflächen: innen und außen. Übliche Preise liegen zwischen 3 und 6 Euro pro Flügel, also 6 bis 12 Euro pro Fenster (innen und außen zusammen). - Preis pro Quadratmeter Glasfläche
Manche Firmen rechnen nach Fläche ab, etwa 2 bis 5 Euro pro m² Glas. Bei großen Schaufenstern ist dieses Modell oft günstiger, bei kleinen Wohnungfenstern eher teurer. - Pauschalpreise pro Auftrag
Viele Unternehmen verlangen Mindestbeträge, zum Beispiel 40 bis 80 Euro pro Auftrag. So lohnt sich auch eine kurze Anfahrt. Wichtig: Faire Anbieter arbeiten immer mit Pauschalpreisen und nicht nach Stunden.
Zeitarbeit ist für private Haushalte bei Fensterreinigung unüblich und wird oft als unfair empfunden, weil Kunden die Dauer nicht kontrollieren können. Ein Pauschalpreis schafft Klarheit und vermeidet Streit. - Sonderkosten
Für schwer zugängliche Fenster (z. B. Dachfenster, hohe Altbauten, Wintergärten) können Zuschläge entstehen. Auch starke Verschmutzungen (Bauarbeiten, Ruß, Vogeldreck) kosten oft extra.
Beispielrechnung: 6 Flügelfenster
Ein realistisches Beispiel:
- 6 Flügel à 5 Euro pro Seite = 60 Euro
- Anfahrtspauschale 20 Euro
- Gesamt: 80 Euro
Selbst mit höheren Preisen pro Flügel (z. B. 8 Euro) käme man höchstens auf 100 bis 120 Euro. Nur bei extrem aufwendigen Arbeiten wären 150 Euro oder mehr denkbar.
Im Vergleich dazu wirken 350 Euro für 6 Flügelfenster überzogen. Das entspricht etwa 58 Euro pro Flügel, also fast das Zehnfache des Durchschnitts.
Warum sind manche Angebote so teuer?
Es gibt mehrere Gründe, warum Kunden sehr hohe Rechnungen erhalten:
- Mangelnde Transparenz: Manche Firmen nennen keine klaren Preise im Vorfeld. Erst nach der Arbeit wird eine hohe Summe präsentiert.
- Verbrauchertäuschung: In seltenen Fällen werden Menschen bewusst über den Tisch gezogen, insbesondere wenn sie sich nicht gut informieren können.
- Verwechslung mit Spezialreinigung: Manche Anbieter behandeln einfache Fensterreinigung wie eine Fassaden- oder Industriekletterarbeit. Das treibt die Kosten in die Höhe.
- Unfaire Abrechnung nach Zeit: Wird nach Stunden bezahlt, kann der Preis leicht steigen, ohne dass der Kunde den Aufwand nachvollziehen kann. Deshalb gilt: Zeitarbeit nie akzeptieren – nur Pauschalpreise sind fair und transparent.
Tipps: So erkennen Sie faire Angebote
- Vorab schriftliches Angebot einholen
Immer vor der Beauftragung nach einem Kostenvoranschlag fragen. Gute Firmen nennen einen Festpreis oder einen klaren Preis pro Fensterflügel. - Preise vergleichen
Mindestens zwei bis drei Firmen anfragen. Schon am Telefon oder per Nachricht kann man nach ungefähren Kosten für die eigene Fensteranzahl fragen. - Nur Pauschalpreise akzeptieren
Faire Firmen arbeiten pauschal. Zeitarbeit führt oft zu unnötig hohen Kosten. Deshalb klar vereinbaren: ein Festpreis für den gesamten Auftrag. - Auf Mindestpauschalen achten
Seriöse Anbieter berechnen oft einen Mindestbetrag von 40–80 Euro. Das ist normal, sollte aber klar ausgewiesen sein. - Keine Barzahlung ohne Quittung
Immer eine Quittung oder Rechnung verlangen. So haben Sie einen Nachweis und können bei Problemen reagieren. - Lokale Empfehlungen einholen
Nachbarn, Bekannte oder Internetbewertungen helfen, gute und faire Anbieter zu finden. - Misstrauisch bei extrem hohen Preisen
Wenn ein Preis deutlich über 150 Euro für sechs normale Flügelfenster liegt, sollte man kritisch nachfragen.
Wann lohnt sich ein Profi?
Fensterputzer sind praktisch, wenn man selbst keine Zeit, Möglichkeit oder Lust hat, die Fenster zu reinigen. Besonders bei großen Flächen, Wintergärten oder schwer zugänglichen Stellen kann ein Profi sinnvoll sein. Wer allerdings nur wenige, leicht erreichbare Fenster hat, spart oft viel Geld, wenn er selbst putzt.
Fazit
Der Fall mit 350 Euro für sechs Flügelfenster zeigt deutlich, wie wichtig Transparenz und Preisvergleich sind. Normalerweise bewegen sich die Kosten zwischen 60 und 120 Euro. Alles darüber hinaus ist eher ungewöhnlich und sollte kritisch hinterfragt werden. Wichtig ist auch: Keine Zeitarbeit akzeptieren, sondern nur Pauschalpreise vereinbaren. So behalten Kunden die volle Kostenkontrolle. Wer ein seriöses Angebot möchte, sollte immer vorab nach Preisen fragen, mehrere Anbieter vergleichen und auf eine schriftliche Rechnung bestehen. So lassen sich faire Dienstleister finden – und überhöhte Forderungen vermeiden.
Bild von Rohan Reddy auf Pixabay

