Immer wieder kommt es in den USA zu schweren Übergriffen der Polizei gegen gehörlose Menschen. Der Grund: Viele Polizisten sind nicht ausreichend geschult, wie sie mit Gehörlosen richtig kommunizieren sollen. Sie missverstehen Gebärdensprache oder das Verhalten gehörloser Personen als «aggressiv» oder «widersetzlich» – und reagieren mit Gewalt.
Drei tragische Beispiele
1. Robert Kim – Im Schockzustand verprügelt
Vor zwei Jahren musste Robert Kim mit seinem Auto anhalten, weil er einen platten Reifen hatte. Kurz danach erlitt er einen Diabetesschock und saß benommen auf dem Gras. Als die Polizei kam, versuchte er zu zeigen, dass er gehörlos ist und in einem medizinischen Notfall steckt. Doch statt einen Rettungswagen zu rufen, schlugen und taserten die Beamten ihn, weil er angeblich nicht auf ihre gesprochenen Befehle reagierte. Im Krankenhaus kämpfte Kim ums Überleben.
2. Pearl Pearson – Schwer verletzt trotz «Ich bin gehörlos»-Schild
Im Januar wurde Pearl Pearson, ein 64-jähriger Gehörloser, von Polizisten angehalten. Er wollte ihnen gerade ein Schild mit der Aufschrift «Ich bin gehörlos» zeigen – da rissen sie ihn aus dem Auto und prügelten brutal auf ihn ein. Dabei wurde seine Schulter ausgerenkt und sein Gesicht stark verletzt. Erst nach der Festnahme erkannten die Beamten durch einen Datenabgleich, dass er wirklich gehörlos ist – auf dem Polizeivideo fluchen sie über ihren Fehler. Trotzdem wurde nicht gegen die Polizisten ermittelt, sondern Pearson selbst wegen «Widerstand gegen die Staatsgewalt» angeklagt – obwohl er zwei Söhne hat, die selbst Polizisten sind.
3. Jonathan Meister – Gebärdensprache als «Bedrohung» fehlgedeutet
Im Februar trug Jonathan Meister Kisten aus dem Haus eines Freundes, als Polizisten ihn fälschlich für einen Einbrecher hielten. Er versuchte, sich in Gebärdensprache zu erklären – doch die Polizisten deuteten seine Gesten als «Bedrohung» und griffen ihn an. Sie schlugen, taserten und würgten ihn, bis er das Bewusstsein verlor.
Ursache: Unwissen über Gehörlosenkultur
Diese Fälle sind keine Einzelfälle. Sie zeigen ein großes Problem: Viele Polizisten wissen nicht, wie Gehörlose kommunizieren. Mimik, Körperhaltung, Abstand und Handbewegungen sind ganz normale Bestandteile der Gebärdensprache – doch für ungeschulte Beamte wirken sie fremd oder sogar «bedrohlich».
Dabei ist es gesetzlich klar geregelt: Das «Americans with Disabilities Act» (ADA) verpflichtet Polizeibeamte dazu, gehörlosen Menschen geeignete Kommunikationsmittel zur Verfügung zu stellen – zum Beispiel Gebärdensprachdolmetscher oder schriftliche Informationen.
Was sich dringend ändern muss
- Mehr Schulungen für die Polizei: Alle Beamten müssen lernen, wie Gehörlose kommunizieren – und wie man Missverständnisse vermeidet.
- Sensibilisierung für die Kultur der Gehörlosen: Nur wer versteht, wie Gebärdensprache funktioniert, kann deeskalierend handeln.
- Gerechtigkeit für Opfer: In vielen Fällen werden die Polizisten nicht bestraft, obwohl sie Gewalt angewendet haben. Gehörlose Familien müssen oft jahrelang klagen, um Entschädigung zu bekommen.
Was kann die Gehörlosengemeinschaft tun?
Organisationen wie ACLU, HEARD und die gehörlose Schauspielerin Marlee Matlin arbeiten an einem Informationsvideo in Gebärdensprache, damit gehörlose Menschen wissen, welche Rechte sie bei Polizeikontakt haben.
Aber: Die Verantwortung liegt bei der Polizei. Gehörlose können sich nicht selbst vor Polizeigewalt schützen – die Behörden müssen handeln, um solche tragischen Fälle in Zukunft zu verhindern.

