In der Schweiz gibt es seit langem ein Problem: Gebärdensprachdolmetschenden beim Arztbesuch werden oft benötigt, aber die Kostenübernahme ist unklar. Für gehörlose Menschen ist das eine große Herausforderung. Ein neuer Vorstoß im Parlament könnte nun eine einheitliche Lösung bringen. Die Gesundheitskommission hat einer Motion zugestimmt, die klare Regeln zur Finanzierung von Dolmetschern im Gesundheitswesen fordert. Das bedeutet für viele Gehörlose ein wichtiges Signal.
Warum sind Dolmetscher beim Arzt so wichtig?
In der Schweiz leben etwa 10’000 Menschen, die gehörlos oder stark schwerhörig sind. Sie kommunizieren vor allem in Gebärdensprache. Wenn sie zum Arzt gehen, ist es oft nötig, dass ein Gebärdensprachdolmetscher dabei ist. Nur so können sie sich richtig verständigen und verstehen, was der Arzt sagt. Ohne Dolmetscher können Missverständnisse entstehen. Diese können schwerwiegende Folgen haben, etwa falsche Diagnosen oder falsche Medikamente.
Doch die Kosten für Gebärdensprachdolmetscher beim Arzt sind bisher nicht klar geregelt. Das macht es für viele Gehörlose schwierig, die Unterstützung zu bekommen, die sie brauchen. Manche verzichten sogar auf den Dolmetscher – aus Angst vor den Kosten oder weil es zu kompliziert ist, die Kostenübernahme zu klären.
Was ist das Problem mit der Kostenübernahme?
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schreibt vor, dass Kosten, die für die Behandlung und deren Erfolg „unabdingbar“ sind, von der Krankenkasse übernommen werden sollen. Aber Dolmetschen gilt offiziell nicht als direkte medizinische Leistung. Deshalb wird es meist nicht automatisch von der Krankenkasse bezahlt.
Momentan muss jeder Fall einzeln geprüft werden. Der Schweizerische Gehörlosenbund (SGB) erklärt, dass dieser bürokratische Aufwand für viele Gehörlose abschreckend ist. Es gibt keine einheitlichen Kriterien, was genau übernommen wird und was nicht. Das führt zu Unsicherheit und langen Wartezeiten.
Die Tarifpartner, also die Organisationen, die die Preise im Gesundheitswesen regeln, sehen die Verantwortung nicht bei sich, sondern beim Bund. Der Bund wiederum fordert von den Tarifpartnern klare Kriterien, damit diese Dolmetscherkosten in ihre Tarife integrieren können. Dieses Hin- und Her führt dazu, dass bisher niemand die nötigen Schritte unternimmt.
Was soll die Motion von Flavia Wasserfallen bewirken?
SP-Ständerätin Flavia Wasserfallen hat eine Motion lanciert, die den Bund verpflichtet, klare und einheitliche Kriterien für die Kostenübernahme von Gebärdensprachdolmetschern im Gesundheitswesen festzulegen. Ziel ist es, diese bisher ungelöste Frage endlich zu klären.
Die Gesundheitskommission hat dieser Motion bereits zugestimmt – ein wichtiger Schritt, der Hoffnung macht. Wasserfallen betont: „Das ist ein wichtiges Zeichen für Gehörlose in der Schweiz.“ Die Lösung würde Gehörlosen ermöglichen, sicher und ohne finanzielle Sorgen zum Arzt zu gehen.
Als nächstes wird der Ständerat über die Vorlage debattieren. Wird die Motion angenommen, müssen Bund und Tarifpartner zusammenarbeiten, um die Kostenfrage zu regeln. Das könnte die Situation für Gehörlose stark verbessern.
Warum ist das so wichtig für Gehörlose?
Viele Gehörlose meiden Arztbesuche oder nehmen sie ohne Dolmetscher wahr, weil die Kostenübernahme unklar ist oder zu viel Bürokratie entsteht. Das birgt Risiken für die Gesundheit der Betroffenen.
Eine klare Regelung würde mehr Sicherheit schaffen: Gehörlose können sich besser auf medizinische Behandlungen einstellen und werden besser verstanden. Das verbessert die Qualität der Behandlung und senkt die Gefahr von Fehlern.
Zudem stärkt eine solche Regelung die Gleichberechtigung von Gehörlosen in der Gesellschaft. Sie sorgt dafür, dass sie die gleichen Chancen auf gute medizinische Versorgung haben wie Hörende.
Fazit: Ein langer Weg zur Gleichstellung?
Die Anerkennung der Dolmetscherkosten im Gesundheitswesen als notwendige Leistung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Inklusion und Barrierefreiheit in der Schweiz. Die Motion von Flavia Wasserfallen und die Zustimmung der Gesundheitskommission bringen Bewegung in ein langjähriges Problem.
Gleichzeitig zeigt der Prozess, wie kompliziert es ist, neue Regelungen im Gesundheitswesen zu etablieren. Viele Akteure müssen zusammenarbeiten – vom Bund über die Tarifpartner bis zu den Krankenkassen.
Für Gehörlose in der Schweiz ist die Aussicht auf eine einheitliche Kostenregelung für Dolmetscher ein Lichtblick. Es bleibt zu hoffen, dass der Ständerat die Motion unterstützt und die Umsetzung bald beginnt. Damit Arztbesuche für Gehörlose einfacher, sicherer und fairer werden.
Tipps für Gehörlose bei Arztbesuchen:
- Informiere dich frühzeitig, ob und wie die Dolmetscherkosten übernommen werden.
- Kontaktiere deinen regionalen Gehörlosenverband oder den Schweizerischen Gehörlosenbund (SGB) für Unterstützung.
- Dokumentiere deine Anfragen zur Kostenübernahme schriftlich.
- Bestehe auf einen Dolmetscher, wenn du einen brauchst – deine Gesundheit ist wichtig!

