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Gehörlosenverband Niedersachsen: Dolmetscher-Service sehr kritisch

by info@deaf24.com

Viele Gehörlose sind auf Gebärdensprachdolmetscher (GSD) angewiesen, besonders bei wichtigen Terminen wie im Rathaus oder bei Ämtern. Doch oft zeigt sich, dass der Service von Verbänden und Vermittlungen unzuverlässig ist. Eine aktuelle Erfahrung von Andrea (55) (Name geändert) verdeutlicht die Probleme: Sie fragte am Montag schriftlich nach einem Dolmetscher für Donnerstag, bekam aber erst am Mittwoch eine Antwort, die keine klare Zusage enthielt. Diese Situation wirft Fragen über Organisation, Transparenz und Servicequalität auf – und kann für Betroffene sogar gesundheitliche Folgen haben.

 

Kurzfristige Anfragen, lange Wartezeiten – das Problem der Organisation

Andrea erhielt die Antwort des Gehörlosenverbandes Niedersachsen: „Wir haben für dich DolmetscherInnen angefragt. Diese melden sich bei Dir, wenn sie Zeit haben. Da es sehr kurzfristig ist, wissen wir nicht, ob es klappt.“ Auf den ersten Blick wirkt die Nachricht höflich und formal korrekt. Doch bei genauer Betrachtung zeigt sich: Es gibt keine Garantie, dass ein Dolmetscher kommt. Für Andrea bedeutet das Unsicherheit und Stress, denn sie kann sich nicht darauf verlassen, dass ihre Kommunikation beim Rathaus-Termin gesichert ist.

Das zentrale Problem ist die Organisation: Die Vermittlung scheint nicht zu wissen, wo und wann die GSD verfügbar sind. Die Aussage, dass die Dolmetscher sich „melden, wenn sie Zeit haben“, deutet darauf hin, dass die Koordination völlig offen ist. Für viele Gehörlose, die oft spontan Dolmetscher benötigen, ist das absolut unzureichend. Ein Verband, der Dolmetscher vermitteln will, sollte zumindest einen Überblick über die Verfügbarkeit haben und kurzfristige Einsätze zuverlässig planen können.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die verspätete Rückmeldung. Andrea schrieb am Montag, bekam aber erst am Mittwoch eine Antwort. Selbst wenn der Verband nicht weiß, ob ein Dolmetscher verfügbar ist, hätte man sofort antworten können: Eine kurze Nachricht hätte Andrea informiert, dass die Anfrage bearbeitet wird, ohne falsche Hoffnungen zu wecken. Dass die Antwort erst nach zwei Tagen kam, obwohl keine konkrete Organisation möglich war, zeigt mangelnde Kommunikationsstrategie. Eine schnelle Rückmeldung ist besonders für Menschen mit Behinderung entscheidend, weil sie ihre Termine und Planung darauf abstimmen müssen.

Damit der Gehörlosenverband später nicht behaupten kann, Deaf24 würde falsche Tatsachen verbreiten, hat die Redaktion alle stichhaltigen und schriftlichen Dokumente sorgfältig aufbewahrt. Dies dient als Beweisgrundlage und unterstreicht, dass die Kritik nicht aus Gerüchten oder Vermutungen besteht, sondern auf konkreten Erfahrungen und belegbaren Vorgängen basiert.

 


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Psychische Belastung durch Unsicherheit

Die Folgen für Andrea waren spürbar: Aus Unsicherheit konnte sie sich nicht beruhigen und kaum schlafen. Die ständige Sorge, ob sie beim Rathaus-Termin verstanden wird oder nicht, erzeugte großen Druck. Solche Situationen können bei Gehörlosen leicht zu Leidenszuständen führen – von anhaltender Anspannung bis hin zu Depressionen.

Besonders wichtig: Andrea hat eine begrenzte Bildung und ist deshalb in vielen Situationen auf die Hilfe von Gebärdensprachdolmetschern angewiesen. Sie möchte aber ihr Leben eigenständig gestalten, ohne dass sie dauerhaft eine Betreuerin oder einen Betreuer braucht. Dafür ist es entscheidend, dass sie in Ämtern oder im Alltag barrierefrei kommunizieren kann. Nur mit GSD bleibt ihre Selbständigkeit erhalten. Wenn aber keine zuverlässige Vermittlung erfolgt, wird sie gezwungen, auf Betreuung zurückzugreifen – genau das, was sie vermeiden möchte.

Ohne barrierefreie Kommunikation bleibt immer ein Restzweifel: „Was, wenn niemand kommt? Wie soll ich mich verständigen?“ Dieser Zweifel begleitet viele Gehörlose in ihrem Alltag, wenn sie auf unzuverlässige Dolmetschervermittlung angewiesen sind. Es geht also nicht nur um Organisation und Servicequalität, sondern auch um die seelische Gesundheit und die Selbstbestimmung der Betroffenen.

 

Servicequalität und Transparenz – wo liegt das Problem?

Die Qualität des Services hängt nicht nur von der Anzahl der Dolmetscher ab, sondern vor allem von deren Planung, Verfügbarkeit und der Vermittlung. Wenn der Verband keinen Überblick über die Einsätze hat, führt das zu langen Wartezeiten und unzuverlässigen Terminen. Viele Gehörlose berichten, dass sie entweder mehrere Wochen warten müssen oder spontan gar keinen Dolmetscher bekommen.

Transparenz fehlt ebenfalls: Es wird nicht erklärt, wie die Vermittlung funktioniert, welche Dolmetscher verfügbar sind oder wie kurzfristige Ausfälle kompensiert werden. Ein moderner Service sollte klare Informationen bieten, wie Anfragen bearbeitet werden, welche Alternativen existieren und wie die Gehörlosen im Notfall unterstützt werden.

 

Praktische Tipps für Gehörlose bei Dolmetscher-Anfragen

Damit Gehörlose in ähnlichen Situationen besser vorbereitet sind, hier einige Tipps:

  • Alles schriftlich anfragen: Immer per E-Mail oder Fax anfragen, damit ein Nachweis vorliegt.
  • Mehrere Stellen gleichzeitig kontaktieren: Nicht nur eine Vermittlung anfragen, sondern parallel auch andere Dolmetscherstellen anschreiben.
  • Fristen setzen: Schon in der Anfrage eine klare Frist nennen, bis wann eine Rückmeldung benötigt wird.
  • Bestätigung verlangen: Um Sicherheit zu haben, immer eine schriftliche Zusage des Dolmetschers oder der Vermittlung anfordern.
  • Dokumente aufbewahren: Alle Antworten, E-Mails und Zusagen archivieren – so wie Deaf24 es macht. Das schützt vor falschen Behauptungen.
  • Notfall-Plan entwickeln: Für sehr wichtige Termine vorab klären, ob es Alternativen gibt, z. B. Dolmetscher aus Nachbarregionen oder spontane Kommunikationshilfen.

 

Fazit:

Die Erfahrung von Andrea zeigt deutlich: Der Dolmetscher-Service des Gehörlosenverbandes Niedersachsen ist verbesserungswürdig. Die verspätete Rückmeldung, die fehlende Garantie für Dolmetscher und die mangelnde Übersicht über deren Verfügbarkeit sind problematisch. Viele Gehörlose benötigen spontane Unterstützung, und ein Verband, der dies vermitteln möchte, muss zuverlässig, transparent und gut organisiert sein.

Für Andrea hatte die Unsicherheit sogar gesundheitliche Folgen – sie konnte nicht gut schlafen und litt unter großem Druck. Dazu kommt: Wegen ihrer begrenzten Bildung ist sie in besonderem Maße auf GSD angewiesen, um eigenständig am Leben teilnehmen zu können. Ohne verlässliche Dolmetschervermittlung droht sie ihre Selbständigkeit zu verlieren und auf Betreuung angewiesen zu sein – etwas, das sie ausdrücklich vermeiden möchte.

Deaf24 hat deshalb alle Unterlagen zu diesem Fall dokumentiert und archiviert. Damit ist gesichert, dass die Kritik auf Fakten basiert und im Ernstfall jederzeit belegt werden kann. So wird verhindert, dass dem Magazin später Unwahrheit oder Übertreibung vorgeworfen wird.

Für die Deaf-Community bleibt die Forderung klar: Verbände müssen kurzfristige Dolmetscher-Einsätze organisieren können, über die Verfügbarkeit ihrer GSD informiert sein und transparent kommunizieren. Nur so kann ein Service gewährleistet werden, der den Bedürfnissen der Gehörlosen wirklich entspricht, ihre psychische Gesundheit schützt und ihre Selbständigkeit sichert.

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