Für gehörlose Menschen ist die Unterstützung durch Gebärdensprachdolmetscherinnen (GSD) in Notfällen lebenswichtig. Doch leider gibt es immer wieder Berichte über Probleme bei der Vermittlung von Notfallbereitschaftsdolmetscherinnen. Statt schnelle Hilfe zu bieten, treffen Betroffene auf unnötige Hürden, unprofessionelles Verhalten und mögliche Verstöße gegen Datenschutzrechte. Ein aktueller Fall zeigt, wie dringend Veränderungen nötig sind.
Unprofessionelle Reaktionen: „Ist das wieder ein Fake-Anruf?“
Eine gehörlose Person kontaktierte in einem Notfall die Vermittlungsstelle für Notfallbereitschaftsdolmetscher*innen. Statt Unterstützung zu erhalten, wurde die Person gefragt: „Ist das ein Fake-Anruf?“ Diese Frage ist nicht nur respektlos, sondern auch verletzend. Gehörlose Menschen, die dringend Hilfe brauchen, erwarten Verständnis und schnelle Reaktionen – keine Unterstellungen.
Was hier falsch läuft:
- Hilfesuchende fühlen sich durch solche Reaktionen nicht ernst genommen.
- Mitarbeiter*innen scheinen nicht ausreichend geschult zu sein, um professionell auf gehörlose Anfragen zu reagieren.
Probleme bei der Datenerhebung
Bevor geklärt wurde, ob ein Notfallbereitschaftsdolmetscher*in verfügbar ist, verlangte die Vermittlungsstelle sensible Informationen wie den Namen der Mutter und die Versicherungsnummer.
Warum das ein Problem ist:
- In einer Notfallsituation sollte die Verfügbarkeitsprüfung Vorrang haben.
- Die Abfrage sensibler Daten, die in diesem Moment nicht relevant sind, stellt eine zusätzliche Belastung für Betroffene dar.
- Solche Praktiken könnten gegen Datenschutzvorgaben verstoßen.
Schwere Datenschutzverletzung: Kontaktaufnahme mit dem Arzt
Ohne die Zustimmung des Hilfesuchenden nahm die Vermittlungsstelle Kontakt mit dem behandelnden Arzt auf. Dies ist ein klarer Verstoß gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).
Warum das kritisch ist:
- Solche Handlungen sind rechtswidrig, da sie ohne Einwilligung des Betroffenen erfolgen.
- Sensible medizinische Daten dürfen nur mit ausdrücklicher Zustimmung weitergegeben werden.
- Die Kontaktaufnahme ohne Wissen des Betroffenen stellt einen massiven Vertrauensbruch dar.
Folgen für die gehörlose Community
Diese und ähnliche Vorfälle zeigen, wie dringend Verbesserungen bei der Vermittlung von Notfallbereitschaftsdolmetscher*innen notwendig sind. Für viele gehörlose Menschen bedeuten solche Probleme:
- Verzögerte Hilfe in Notfällen, die lebensgefährlich sein kann.
- Das Gefühl, nicht ernst genommen oder diskriminiert zu werden.
- Eine zusätzliche emotionale Belastung in ohnehin stressigen Situationen.
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Jeder hat das Recht auf persönliches Erscheinen der GSD
Gehörlose Menschen haben das gleiche Recht wie Hörende, auf eine barrierefreie Kommunikation in Notfallsituationen. Das persönliche Erscheinen eines GSD ist dabei entscheidend. Video-Dolmetschdienste können in manchen Fällen hilfreich sein, sind jedoch kein Ersatz für die direkte Kommunikation, insbesondere in emotional belastenden oder sensiblen Situationen.
Warum persönliches Erscheinen wichtig ist:
- Die Anwesenheit eines GSD vor Ort sorgt für ein höheres Maß an Sicherheit und Komfort für gehörlose Menschen.
- Es stärkt das Vertrauen und erleichtert die Verständigung in schwierigen Momenten.
- Technische Probleme, wie Funklöcher oder fehlende Geräte, werden vermieden.
Unsere Forderungen
Um solche Missstände zu beseitigen, fordert Deaf24:
- Datenschutz wahren: Es darf keine Kontaktaufnahme mit Ärzten oder anderen Dritten ohne Zustimmung des Hilfesuchenden geben.
- Klare und einfache Prozesse: Erst die Verfügbarkeit prüfen, dann – wenn nötig – relevante Daten erheben.
- Vermeidung von Vorurteilen: Jede Anfrage sollte ernst genommen werden, ohne Verdächtigungen oder Unterstellungen.
Fazit
Dieser Fall zeigt, dass die Vermittlung von Notfallbereitschaftsdolmetscher*innen dringend reformiert werden muss. Es geht nicht nur um Professionalität, sondern um den Schutz der Rechte gehörloser Menschen und um ihre Sicherheit in Notfällen. Deaf24 wird weiterhin Missstände aufdecken und für Verbesserungen kämpfen.
Ihre Meinung zählt!
Haben Sie ähnliche Erfahrungen gemacht? Schreiben Sie uns, damit wir gemeinsam auf diese Probleme aufmerksam machen können.

