Gehörlosen-Veranstaltungen – wie Festivals, Kongresse, Vereinsfeiern oder internationale Treffen – sind wichtige Orte für Gemeinschaft, Austausch und Kultur. Doch oft fragen sich viele: Sind diese Veranstaltungen sicher? Wer ist verantwortlich, wenn etwas passiert?
Die klare Antwort lautet: Absolute Sicherheit gibt es nie – weder für Gehörlose noch für Hörende. Veranstaltungen enthalten immer Risiken, egal in welchem Land. Umso wichtiger ist es, Gefahren realistisch einzuschätzen, Verantwortung zu übernehmen und seriöse Informationen zu nutzen.
Kriminalität betrifft alle – auch die Gehörlosengemeinschaft
Kriminalität kann überall passieren. Gehörlose sind keine Ausnahmegruppe, sie sind Teil der Gesellschaft und erleben ähnliche Risiken wie Hörende.
Häufige Straftaten in Deutschland allgemein sind zum Beispiel:
- Betrug, auch Anlage- oder Bitcoin-Betrug
- Terroranschlag
- Diebstahl und Raub
- Körperverletzung, auch schwere oder gefährliche
- Sexuelle Nötigung und Vergewaltigung
- Mord und Totschlag
- Computerkriminalität (Hacking, Datenklau)
- Politisch motivierte Straftaten
- Drogenbesitz und -handel
- Erpressung und Bedrohung
Im Jahr 2024 wurden in Deutschland etwa 5,8 Millionen Straftaten registriert. Die Gewaltkriminalität stieg leicht auf über 217.000 Fälle, darunter mehr als 13.000 sexualisierte Übergriffe. Politisch motivierte Straftaten nahmen um etwa 40 Prozent zu.
Nicht nur in Deutschland – ein internationales Thema
Solche Vorfälle passieren nicht nur in Deutschland, sondern auch bei Gehörlosen-Veranstaltungen in anderen Ländern wie Frankreich, Belgien, Schweden, Österreich, Schweiz und vielen weiteren Staaten.
Überall, wo viele Menschen zusammenkommen, gibt es Risiken wie Diebstahl, Streit, Übergriffe oder medizinische Notfälle. Das zeigt: Sicherheit ist eine weltweite Herausforderung – auch innerhalb der Gehörlosengemeinschaft.
Warum Gehörlose besonders betroffen sein können
Gehörlose tragen – wie alle Menschen – Eigenverantwortung. Gleichzeitig stehen sie aber oft vor zusätzlichen Schwierigkeiten:
- Kommunikationsprobleme mit Polizei, Security oder Rettungsdienst
- Notrufe sind nicht immer barrierefrei erreichbar
- Durchsagen und Warnsignale werden oft nicht gehört
- Vertrauen innerhalb der Community kann ausgenutzt werden (z. B. bei Betrug)
- Fehlende Dolmetscher in Notfällen erschweren Hilfe
Deshalb sind barrierefreie Sicherheitskonzepte, Dolmetscher-Angebote und geschulte Einsatzkräfte besonders wichtig.
Vorsicht bei Aufklärung auf Social Media
In sozialen Medien sprechen viele Gehörlosen-Vlogger über Themen wie K.O.-Tropfen, Gewalt oder Sicherheit. Einige informieren seriös – andere verbreiten Angst, Halbwissen oder übertreiben, um Aufmerksamkeit zu bekommen.
Woran erkennt man problematische Inhalte?
- Es wird Panik gemacht, aber keine Lösungen angeboten
- Aussagen sind extrem, beleidigend oder pauschalisierend
- Informationen werden nicht überprüft oder falsch dargestellt
- Vlogger sind keine professionellen Berater, sondern wollen Reichweite
Besonders unprofessionell und schädlich sind Aussagen wie:
- „Männer sind Schweine“
- „Männer wollen nur Sex“
- „Alle Männer sind kriminell“
Solche Aussagen sind nicht diplomatisch, nicht hilfreich und verletzen Menschen. Sie lösen keine Probleme, sondern schaffen Misstrauen und Angst.
Wichtiger ist:
- Nur Informationen von Polizei, Fachberatungen oder offiziellen Stellen ernst nehmen
- Aussagen kritisch hinterfragen, bevor man sie teilt
- Auf Fakten achten, nicht auf Drama oder Emotion
- Menschen respektvoll behandeln, unabhängig von Geschlecht oder Herkunft
Verantwortung – wer schützt wen?
Veranstalter müssen:
- Sicherheit und Ordnung gewährleisten (z. B. Fluchtwege, Security, Brandschutz)
- Bei Gefahr Polizei oder Rettungsdienst alarmieren
- Risiken minimieren, aber nicht alles kontrollieren
Veranstalter müssen nicht:
- Für jede einzelne Person persönlich garantieren
- Vollschutz oder Polizeipräsenz bieten (außer bei Großveranstaltungen)
Besucher sollten:
- Eigenverantwortlich handeln
- Wertsachen sichern, aufmerksam bleiben
- Nicht allein in riskante Situationen gehen
- Bei Gefahr schnell Hilfe holen
Warum mehr Eingangskontrollen allein nicht ausreichen
Viele glauben, dass strengere Sicherheitskontrollen am Eingang – wie Taschenkontrollen, Ausweiskontrollen oder Metalldetektoren – vollständigen Schutz bieten können. Doch auch hier gilt: Mehr Kontrolle bedeutet nicht automatisch mehr Sicherheit.
Warum?
- Nicht alles kann kontrolliert werden: Menschen können kleine Gegenstände leicht verstecken – in Kleidung, Taschen, Getränken oder technischen Geräten. Vollständige Kontrolle wäre nur mit sehr aufwendigen und teuren Maßnahmen möglich (z. B. wie an Flughäfen).
- Schmuggel ist nie ganz verhinderbar: Auch bei Konzerten, Flughäfen oder Fußballstadien gibt es trotz Kontrollen immer wieder Fälle von verbotenen Gegenständen.
- Zeit und Personal sind begrenzt: Viele Veranstaltungen im Gehörlosenbereich sind ehrenamtlich organisiert – oft fehlt die Kapazität für professionelle Sicherheitschecks.
- Sicherheit entsteht nicht nur am Eingang: Gefahren können auch innerhalb der Veranstaltung entstehen – zum Beispiel durch Alkoholmissbrauch, Konflikte, sexuelle Übergriffe oder Diebstahl.
Darum gilt:
Eingangskontrollen können helfen – aber sie sind kein vollständiger Schutz. Sicherheit entsteht durch eine Kombination aus:
- Verantwortungsbewusstem Verhalten der Besucher
- Aufmerksamen Veranstaltern und Sicherheitspersonal
- Offener Kommunikation und schneller Hilfe im Notfall
- Respektvollem Umgang miteinander
Mehr Kontrolle allein schützt nicht. Jeder kann trotzdem etwas verstecken oder hineinschmuggeln.
Daher bleibt Eigenverantwortung, Aufmerksamkeit und gegenseitige Unterstützung weiterhin der wichtigste Schutz.
Tipps für mehr Sicherheit
- Getränke nie unbeaufsichtigt stehen lassen
- Nicht alleine nach Hause gehen – besser in Gruppen
- Notfall-SMS oder Handy-Notruffunktionen vorbereiten
- Polizei- und Notfallnummern speichern
- Vertrauenspersonen sagen, wo man ist
- Im Zweifel lieber einmal zu viel Hilfe rufen
Fazit
Sicherheit bei Gehörlosen-Veranstaltungen ist wichtig – aber sie kann nie vollständig garantiert werden. Gehörlose erleben dieselben Risiken wie Hörende, in Deutschland und weltweit.
Der beste Schutz besteht aus Wissen, Aufmerksamkeit, Respekt und seriöser Information – nicht aus Angst oder Vorurteilen.
Nur gemeinsam können Veranstaltungen sicherer und stärker werden – durch Verantwortung, Aufklärung und Zusammenhalt.
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