In sozialen Medien, besonders auf Plattformen wie Instagram oder TikTok, bezeichnen sich immer mehr Menschen als „taub“. Doch viele von ihnen sind gar nicht wirklich gehörlos, sondern schwerhörig oder resthörig. Das sorgt in der Gehörlosen-Community für Unmut und Unverständnis. Denn „taub sein“ ist kein modischer Ausdruck, sondern beschreibt eine konkrete Hörbehinderung, die das ganze Leben beeinflusst.
Dieser Artikel erklärt die Unterschiede zwischen den verschiedenen Hörstatus, warum Ehrlichkeit wichtig ist und wie Aufklärung – wie sie etwa durch den Instagram-Kanal @zitrusfruechte5 geschieht – zu mehr Verständnis und Respekt führt.
Was bedeutet „taub“ wirklich?
Taub oder gehörlos bedeutet, dass ein Mensch kein nutzbares Hörvermögen hat. Auch mit Hörgerät kann er keine Sprache verstehen und ist deshalb auf Gebärdensprache oder schriftliche Kommunikation angewiesen.
Taubheit entsteht oft durch genetische Ursachen, Krankheiten oder frühkindliche Hörschädigungen. In Deutschland gilt man rechtlich als gehörlos, wenn man einen Grad der Behinderung (GdB) von 100 und das Merkzeichen „Gl“ hat.
Taubheit betrifft nicht nur das Hören, sondern auch das Denken, Lernen und Kommunizieren. Wer ohne Hörwahrnehmung aufwächst, erlebt die Welt visuell – über Augen, Gestik und Gebärdensprache. Deshalb gehört zur Gehörlosigkeit immer auch eine eigene Kultur und Identität, die sich deutlich von der hörenden Welt unterscheidet.
Schwerhörig, resthörig oder taub – die Unterschiede
Die Begriffe werden oft verwechselt oder falsch benutzt. Dabei ist die Unterscheidung wichtig, um zu verstehen, wie stark jemand wirklich hört und welche Kommunikationsformen er braucht.
| Hörstatus | Hörverlust in dB | Hörvermögen | Beschreibung |
|---|---|---|---|
| Leicht schwerhörig | 30–40 dB | ca. 60–70 % | Man hört Sprache, aber leise Töne schwer. |
| Mittelgradig schwerhörig | 40–60 dB | ca. 40–60 % | Sprache ist ohne Hörgerät schwer verständlich. |
| Stark schwerhörig | 60–80 dB | ca. 20–40 % | Sprache kaum verständlich, Hörgerät nötig. |
| Resthörig / an Taubheit grenzend | 80–90 dB | unter 10 % | Nur laute Geräusche hörbar, keine Sprache verständlich. |
| Taub / gehörlos | über 90–100 dB | 0–5 % | Kein nutzbares Hören – Gebärdensprache nötig. |
Resthörige hören also manchmal einzelne Geräusche oder Stimmen, können aber keine Sprache sicher verstehen. Viele nutzen Hochleistungshörgeräte, um Warnsignale oder Umgebungsgeräusche zu spüren. Resthörige gelten rechtlich meist als gehörlos, weil sie Sprache kaum oder gar nicht verstehen können.
Warum Ehrlichkeit beim Hörstatus wichtig ist
Wenn Menschen, die nur schwerhörig sind, öffentlich sagen, sie seien taub, kann das falsche Vorstellungen erzeugen. Außenstehende glauben dann, Taubheit sei „nicht so schlimm“ oder mit Hörgeräten leicht auszugleichen. Das schadet der Aufklärung und der Wahrnehmung der Gehörlosen in der Gesellschaft.
Gehörlose Menschen kämpfen seit Jahrzehnten für Anerkennung, für Dolmetscherrechte, barrierefreie Kommunikation und gesellschaftliches Verständnis. Wenn nun Influencer oder Social-Media-Nutzer ihren Hörstatus übertreiben oder falsch darstellen, fühlen sich viele Gehörlose zu Recht missverstanden.
Ehrlichkeit schafft Vertrauen – und zeigt, dass jedes Hörvermögen individuell ist. Niemand sollte sich schämen, „nur schwerhörig“ zu sein. Es geht nicht darum, wer „tauber“ ist, sondern darum, offen und respektvoll über Unterschiede zu sprechen.
Beispiel: Aufklärung durch @zitrusfruechte5
Ein positives Beispiel für klare Aufklärung ist der Instagram-Kanal @zitrusfruechte5.
Dort wird anschaulich erklärt, was der Unterschied zwischen taub, resthörig, schwerhörig und CI-Träger ist. Die Beiträge sind einfach, informativ und barrierefrei gestaltet – viele mit Untertiteln oder Gebärdensprache.
Dieser Ansatz hilft, Missverständnisse zu vermeiden und gegenseitigen Respekt zu fördern.
Die Community lobt, dass hier nicht bewertet, sondern erklärt wird. Es wird gezeigt, dass alle Hörstatus gleichwertig sind, aber eben nicht gleichbedeutend.
Wichtig ist dabei: @zitrusfruechte5 hat kein Ziel, die Hörbehinderten zu spalten oder zu trennen.
Der Kanal möchte aufklären, verbinden und Verständnis schaffen – nicht urteilen. Ziel ist, dass alle Menschen mit Hörbehinderung, egal ob schwerhörig, resthörig oder taub, gemeinsam respektvoll miteinander umgehen und voneinander lernen können.
Tipps für mehr Ehrlichkeit und Verständnis
- Sag offen, was du wirklich hörst.
Wenn du schwerhörig, resthörig oder CI-Träger bist, sprich ehrlich darüber. - Respektiere, dass „taub“ eine eigene Identität ist.
Für viele Gehörlose ist das kein medizinischer, sondern kultureller Begriff. - Man muss nicht unbedingt telefonieren können.
Nicht jeder Hörbehinderte kann oder will telefonieren – das ist völlig in Ordnung. Kommunikation kann auch über Gebärdensprache, Text, E-Mail oder Video erfolgen. - Verwende klare Sprache.
Sag z. B. „Ich bin resthörig, aber benutze Gebärdensprache.“ – das ist ehrlich und verständlich. - Aufklärung statt Verwirrung.
Teile Beiträge, die erklären, statt zu verharmlosen. So hilfst du der Community. - Lerne von Gehörlosen selbst.
Höre (oder lies) zu, wie Gehörlose über ihr Leben sprechen. Nur sie können erklären, was „taub sein“ wirklich bedeutet.
Fazit
„Taub“ ist mehr als ein Wort – es beschreibt eine eigene Welt, eine Sprache und eine Kultur. Wer ehrlich über seinen Hörstatus spricht, trägt dazu bei, dass die Gehörlosen-Community respektiert und verstanden wird.
Ehrlichkeit bedeutet nicht Schwäche, sondern Stärke. Sie hilft, Missverständnisse abzubauen und Solidarität zu fördern – innerhalb der Community und nach außen.
Denn nur wer offen über sein eigenes Hören spricht, kann wirklich gehört werden.

