Immer häufiger tauchen auf Deafmessen, in Online-Communities oder über persönliche Kontakte Beraterinnen und Berater auf, die gezielt die gehörlose Community ansprechen. Viele von ihnen verkaufen Produkte aus dem Direktvertrieb, also außerhalb von normalen Geschäften wie Drogerien oder Supermärkten. Dabei versprechen sie besondere Qualität oder eine persönliche Beratung – doch nicht immer steckt dahinter das beste Angebot für die Verbraucherinnen und Verbraucher.
Deaf24 hat über längere Zeit solche Entwicklungen beobachtet und möchte hier die wichtigsten Informationen, Tipps und Warnungen zusammentragen. Ziel ist es, die gehörlose Community vor möglichen Nachteilen zu schützen und für einen bewussteren Umgang mit solchen Angeboten zu sensibilisieren. Wichtig ist: Deaf24 möchte niemandem verbieten, etwas zu kaufen – es geht nur darum, auf mögliche Gefahren hinzuweisen.
Beratungen auf Deafmessen und in der Community
Auf großen Veranstaltungen wie Deafmessen stellen viele Firmen ihre Produkte vor. Neben offiziellen Ständen treten dort auch selbständige Beraterinnen und Berater auf. Sie bieten beispielsweise Kosmetik, Nahrungsergänzungsmittel oder Wellness-Produkte an. Namen wie Yanoli, TCM-Produkte oder Limelife by Alcone u.v.m. sind in diesem Zusammenhang bereits öfter gefallen.
Das Prinzip ist dabei oft ähnlich: Die Beraterinnen und Berater stellen Produkte in persönlichen Gesprächen oder in kleinen Präsentationen vor. Gehörlose Kundinnen und Kunden fühlen sich dabei manchmal besonders verstanden, weil die Beratung direkt in Gebärdensprache stattfindet. Das ist auf den ersten Blick ein Vorteil. Doch genau hier ist Vorsicht geboten: Die Beratung wirkt zwar vertraut und persönlich, kann aber gleichzeitig sehr einseitig sein.
Direktvertrieb statt Drogerie, Elektromarkt oder Supermarkt
Viele dieser Produkte stammen aus dem sogenannten Direktvertrieb. Das bedeutet: Sie sind nicht in bekannten Geschäften wie DM, Rossmann, LIDL oder Kaufhäusern erhältlich. Stattdessen laufen Verkauf und Beratung über persönliche Kontakte oder Online-Videos.
Das Problem:
- Die Preise sind häufig deutlich höher als im normalen Einzelhandel.
- Die Auswahl ist eingeschränkt, da nur bestimmte Marken vertrieben werden.
- Die Beratung ist nicht neutral, sondern stark auf Verkauf ausgerichtet.
Im Gegensatz dazu gibt es in Drogerien oder Supermärkten eine riesige Auswahl. Dort können Kundinnen und Kunden die Produkte vergleichen, Preise prüfen und sich frei entscheiden – ohne Druck und ohne Verkaufsprovisionen.
Hohe Provisionen für die Berater
Ein wichtiger Punkt ist, dass die Beraterinnen und Berater im Direktvertrieb nicht einfach Angestellte sind. Sie verdienen ihr Geld über Provisionen. Das bedeutet: Je mehr sie verkaufen, desto mehr verdienen sie. In manchen Systemen gibt es sogar zusätzliche Prämien, wenn man neue Kundinnen und Kunden wirbt oder andere Menschen ebenfalls als Berater anstellt.
Für die Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet das:
- Die Beratung ist oft nicht objektiv, sondern von den eigenen Einnahmen abhängig.
- Es werden manchmal teure Produkte empfohlen, auch wenn es günstigere Alternativen gäbe.
- Die persönliche Beziehung – zum Beispiel innerhalb der Deaf-Community – wird genutzt, um Vertrauen aufzubauen und den Verkauf zu erleichtern.
Warum Deaf24 kritisch hinschaut
Deaf24 versteht sich als Stimme der gehörlosen Verbraucherinnen und Verbraucher. Die Redaktion beobachtet seit längerer Zeit, dass manche Berater sehr empfindlich auf Kritik reagieren. Teilweise blockieren sie sogar Deaf24, damit keine Videos oder Informationen mehr überprüft werden können.
Deaf24 stellt außerdem fest, dass in manchen Videos die Berater gar nicht verraten, welche Produkte genau verkauft werden. Stattdessen werden Gespräche und Angebote intern abgewickelt, damit Deaf24 und andere kritische Beobachter nichts sehen. Das wirkt noch unseriöser und gefährlicher, weil Transparenz fehlt und die Verbraucher im Dunkeln gelassen werden.
Deaf24 will nicht verbieten, sondern warnen
Wichtig ist: Deaf24 möchte niemandem vorschreiben, welche Produkte er oder sie kaufen darf. Jeder Mensch entscheidet am Ende selbst. Aber: Deaf24 empfiehlt höchste Vorsicht und ein bewusstes Vorgehen.
- Sehr gut überlegen, bevor man Geld ausgibt.
- Ratschläge von anderen einholen, zum Beispiel von Freundinnen, Familie oder unabhängigen Stellen.
- Mehrere Angebote vergleichen, statt nur einem Berater zu vertrauen.
Das Ziel ist nicht ein Verbot, sondern der Schutz der Community. Jeder soll frei entscheiden können – aber mit allen wichtigen Informationen und ohne Täuschung.
Tipps für Verbraucherinnen und Verbraucher
Damit gehörlose Kundinnen und Kunden nicht auf unfaire Beratung hereinfallen, gibt Deaf24 folgende Empfehlungen:
- Produkte vergleichen
- Vor einem Kauf immer prüfen, ob es ähnliche Produkte in Drogerien oder Supermärkten gibt.
- Online-Preisvergleiche nutzen, um überteuerte Angebote zu erkennen.
- Auf unabhängige Informationen achten
- Nicht nur auf die Aussagen der Berater verlassen.
- Testberichte, Kundenbewertungen oder Informationen von Verbraucherzentralen heranziehen.
- Vertrauen nicht ausnutzen lassen
- Nur weil eine Beratung in Gebärdensprache erfolgt, heißt das nicht automatisch, dass sie objektiv ist.
- Kritisch nachfragen: Welche Inhaltsstoffe sind enthalten? Warum ist das Produkt so teuer? Gibt es günstigere Alternativen?
- Keine vorschnellen Entscheidungen treffen
- Niemals sofort unterschreiben oder kaufen.
- Bedenkzeit nehmen und in Ruhe prüfen, ob das Angebot wirklich sinnvoll ist.
- Netzwerke nutzen
- Innerhalb der Deaf-Community austauschen: Welche Erfahrungen haben andere gemacht?
- Gemeinsam ist es einfacher, unseriöse Anbieter zu erkennen und zu meiden.
Warum günstig oft besser ist
Viele Menschen glauben: Teuer bedeutet automatisch bessere Qualität. Das ist aber nicht immer so. Gerade im Bereich Kosmetik oder Nahrungsergänzung gibt es im normalen Einzelhandel hochwertige Produkte zu fairen Preisen.
Beispiele:
- Drogeriemarken haben in Tests oft genauso gut abgeschnitten wie Luxusmarken.
- Hausmarken von DM, Rossmann oder Lidl sind häufig günstiger und erfüllen die gleichen Qualitätsstandards.
- Für Alltagsprodukte wie Shampoo, Creme oder Vitamine gibt es selten Gründe, ein Vielfaches zu bezahlen.
Deaf24 weist darauf hin: Wer vergleicht, kann viel Geld sparen und gleichzeitig hochwertige Produkte nutzen.
Fazit
Beratungen von gehörlosen Beraterinnen und Beratern im Direktvertrieb können auf den ersten Blick sympathisch wirken. Doch Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich bewusst machen, dass diese Beratungen selten neutral sind. Hohe Provisionen, eingeschränkte Produktauswahl und verdeckte interne Angebote führen oft dazu, dass teure Marken empfohlen werden – obwohl es im Handel günstigere und gleichwertige Alternativen gibt.
Deaf24 rät deshalb: Immer kritisch bleiben, vergleichen und unabhängige Informationen einholen. Die Deaf-Community hat das Recht auf faire Beratung und gute Produkte – ohne versteckte Kosten und übertriebene Verkaufsstrategien.
Und noch einmal klar: Deaf24 will niemandem etwas verbieten. Wer etwas kaufen möchte, darf das selbstverständlich tun. Aber höchste Vorsicht ist sinnvoll. Besser ist es, vorher Rat von anderen einzuholen, sich verschiedene Meinungen anzuhören und erst dann eine Entscheidung zu treffen.
Wer sich informiert und bewusst einkauft, schützt nicht nur den eigenen Geldbeutel, sondern stärkt auch die Unabhängigkeit der gehörlosen Verbraucherinnen und Verbraucher.
Haftungshinweis / Disclaimer
Deaf24 informiert über Erfahrungen und Beobachtungen in der Deaf-Community. Die Inhalte stellen keine Kaufempfehlung oder -verbote dar. Wir übernehmen keine Gewähr für Vollständigkeit, Richtigkeit oder Aktualität der Informationen. Alle Entscheidungen liegen bei den Leserinnen und Lesern selbst.

