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Togo stärkt das Recht auf Gebärdensprache

by info@deaf24.com

In Togo wächst das Bewusstsein für die Rechte tauber Menschen und für die Bedeutung der Gebärdensprache. Immer mehr Menschen verstehen: Kommunikation ist ein Menschenrecht. Die Bewegung für Inklusion – also das gemeinsame Leben von Menschen mit und ohne Behinderung – wird stärker. Sie lebt von Engagement, Bildung und Solidarität.

 

Gemeinsam für sprachliche Gleichberechtigung

In der Hauptstadt Lomé hat die Organisation Association des personnes Sourdes du Togo (AST) eine große Informationsveranstaltung über Gebärdensprache organisiert. Das Ziel: Die Bevölkerung soll besser verstehen, dass die Gebärdensprache ein wichtiger Teil der Identität tauber Menschen ist.

Die Veranstaltung fand während der Internationalen Woche der Gehörlosen statt, die jedes Jahr im September gefeiert wird. Das Motto lautete diesmal: „Mobilisieren wir uns für die Rechte der Gebärdensprachen.“

Diese Botschaft ist in Togo besonders wichtig. Viele taube Menschen dort stoßen noch immer auf große Hindernisse – in der Schule, bei der Arbeit oder im Krankenhaus. Es gibt zu wenige Gebärdensprachdolmetschende, zu wenig barrierefreie Strukturen und oft kein Verständnis für Gebärdensprache.

Die Präsidentin der AST, Abla Kodanin Patshoh-Amouzou, sagte in ihrer Rede: „Alle Menschen haben das Recht auf Bildung, Arbeit, Kultur und Information – egal ob sie hören oder nicht.“ Sie forderte mehr Akzeptanz für Gebärdensprache und betonte: „Taube Menschen dürfen nicht länger ausgeschlossen werden, nur weil ihre Sprache nicht verstanden wird.“

 

Herausforderungen und Forderungen der Gemeinschaft

Die AST will nicht nur über Probleme sprechen, sondern auch Veränderungen erreichen. Besonders wichtig sind folgende Ziele:

  • Bessere Ausbildung von Gebärdensprachdolmetschenden. In Schulen, Krankenhäusern und Gerichten fehlen oft gut ausgebildete Dolmetschende.
  • Mehr Unterstützung für taube Frauen. Sie sind doppelt benachteiligt – als Frauen und als Gehörlose.
  • Gebärdensprache in Schulen. Kinder sollen von Anfang an lernen, sich in Gebärdensprache auszudrücken.
  • Barrierefreie Informationen. Medien, Behörden und öffentliche Einrichtungen sollen Inhalte auch in Gebärdensprache anbieten.

Patshoh-Amouzou rief die Regierung, die Gesellschaft und internationale Partner auf, gemeinsam zu handeln. Sie sagte: „Eine inklusive Gesellschaft profitiert von der Vielfalt ihrer Menschen.“

Die AST ist Teil der Fédération Togolaise des Associations des Personnes Handicapées (FETAPH), also des Dachverbands der Behindertenorganisationen in Togo, und der Fédération Mondiale des Sourds (FMS), der Weltföderation der Gehörlosen. Durch diese Netzwerke kann AST Erfahrungen austauschen und Unterstützung für politische Veränderungen gewinnen.

 

Gebärdensprache ist ein Menschenrecht

Azakpo Enyonam Akakpo-Numado, Vorsitzender des FETAPH-Verwaltungsrats, erinnerte daran, dass Sprache ein Menschenrecht ist. Er sagte: „Taube Menschen werden nicht mit einer Sprache geboren, sie lernen sie – genau wie hörende Menschen. Es ist unsere Pflicht, ihnen den Zugang zu ihrer Sprache zu ermöglichen.“

Laut der FMS leben weltweit rund 70 Millionen taube Menschen, mehr als 80 Prozent davon in Entwicklungsländern. In vielen Staaten fehlt noch die offizielle Anerkennung der Gebärdensprache, und es gibt kaum staatliche Unterstützung für barrierefreie Kommunikation.

Togo hat bereits am 1. März 2011 die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UN-BRK) ratifiziert. Diese internationale Vereinbarung verpflichtet Länder dazu, die Gebärdensprache als gleichwertige Sprache neben Lautsprache zu behandeln. Trotzdem gibt es in Togo noch viele Schwierigkeiten: In Schulen, Krankenhäusern und Behörden wird Gebärdensprache oft nicht selbstverständlich genutzt.

(Erklärung: Die UN-BRK ist ein Vertrag der Vereinten Nationen. Sie schützt die Rechte von Menschen mit Behinderungen weltweit.)

 

Zusammenarbeit und Bewusstseinsbildung

Die Arbeit der AST zeigt, wie wichtig lokale Initiativen sind. Die Organisation leistet Aufklärungsarbeit, bildet Dolmetschende aus, organisiert Kulturveranstaltungen und bringt taube und hörende Menschen zusammen.

Gemeinsam mit FETAPH und internationalen Partnern arbeitet AST daran, dass Gebärdensprache fester Bestandteil der Bildungs- und Sozialpolitik wird. Dazu gehören Schulungen für Lehrerinnen und Lehrer, Gebärden-Lehrbücher und Trainings für medizinisches Personal.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Sensibilisierung – also das Bewusstmachen von Themen in der Gesellschaft. AST organisiert Kampagnen in Dörfern, Städten und Medien, um Vorurteile gegenüber tauben Menschen abzubauen. So sollen mehr Menschen verstehen, dass Gebärdensprache ein wichtiger Teil der kulturellen Vielfalt ist.

(Erklärung: „Sensibilisierung“ bedeutet, Menschen aufmerksam machen – also dafür sorgen, dass sie über ein Thema nachdenken und Verständnis entwickeln.)

 

Fazit: Eine Stimme mit den Händen

Die Bewegung in Togo steht für eine wachsende weltweite Entwicklung: Gebärdensprache ist ein Menschenrecht. Sie stärkt Inklusion, Bildung und den Zusammenhalt der Gesellschaft.

Für taube Menschen in Togo ist der Weg noch lang. Doch die Arbeit der AST zeigt, dass sich viel bewegen kann – wenn Politik, Organisationen und Bevölkerung gemeinsam handeln.

Tipp für Unterstützende:
Jede und jeder kann Inklusion fördern:

  • Unterstütze lokale Projekte oder Organisationen mit Spenden oder freiwilliger Arbeit.
  • Erzähle anderen von der Bedeutung der Gebärdensprache.
  • Lerne ein paar einfache Gebärden – etwa „Hallo“, „Danke“ oder „Wie geht’s?“. Schon kleine Gesten können große Barrieren abbauen.

 

Erklärung wichtiger Begriffe:

  • Inklusion: Alle Menschen – mit und ohne Behinderung – gehören selbstverständlich zur Gesellschaft dazu.
  • UN-BRK: Vertrag der Vereinten Nationen, der die Rechte von Menschen mit Behinderungen schützt.
  • Sensibilisierung: Menschen über ein Thema informieren und zum Nachdenken bringen.

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