Immer mehr Menschen suchen im Internet nach Tipps und Erfahrungen zu Gesundheitsthemen. Besonders in sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder YouTube berichten Einzelpersonen über ihre persönlichen Erfahrungen – oft verbunden mit Empfehlungen für bestimmte Produkte. Doch nicht alles, was dort erzählt wird, ist seriös oder wissenschaftlich belegt.
Ein Beispiel dafür ist ein Video der Vloggerin Britta Engisch, in dem sie über die Wechseljahre und die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) spricht. Sie behauptet unter anderem, TCM könne die Wechseljahresbeschwerden vollständig verschwinden lassen, „10 Jahre jünger machen“ und sogar die sexuelle Lust bis ins hohe Alter erhalten. Am Ende deutet sie an, dass man sich direkt bei ihr melden könne, um den Namen eines Produkts zu erfahren.
Doch was ist davon zu halten? In diesem Artikel schauen wir genau hin: Welche Aussagen sind problematisch, wo fehlen Belege, und was kann TCM tatsächlich leisten?
Was sind die Wechseljahre?
Die Wechseljahre sind eine ganz normale Lebensphase für Frauen, meist zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr. In dieser Zeit verändert sich der Hormonhaushalt, insbesondere die Produktion von Östrogen und Progesteron nimmt ab.
Typische Beschwerden sind:
- Hitzewallungen und Schweißausbrüche
- Schlafstörungen
- Stimmungsschwankungen oder depressive Verstimmungen
- Gewichtszunahme
- Herzrasen oder innere Unruhe
- Trockenheit der Schleimhäute, auch im Intimbereich
Nicht jede Frau ist gleich stark betroffen. Manche spüren kaum Veränderungen, andere leiden stark.
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Die Aussagen von Britta Engisch im Überblick
Im Video von Britta Engisch finden sich folgende Behauptungen:
- „TCM macht 10 Jahre jünger.“
- „TCM hat keine Nebenwirkungen.“
- „Sexlust bleibt bis 100 Jahre erhalten.“
- „Für Männer sind die Wechseljahre positiv.“
- „Einfach TCM-Kräuter einnehmen und die Beschwerden gehen zurück.“
Zusätzlich ruft sie am Ende dazu auf, sich bei ihr zu melden, um ein bestimmtes Produkt zu erfahren.
Warum diese Aussagen problematisch sind
Fehlende wissenschaftliche Grundlage
Es gibt keinen Beweis, dass TCM Menschen „10 Jahre jünger“ machen oder die Sexualität bis ins hohe Alter garantieren kann. Auch eine komplette Heilung der Wechseljahre ist nicht möglich – es handelt sich schließlich um eine natürliche Lebensphase.
Vermischung von Werbung und Erfahrung
Zwar berichtet sie von eigenen positiven Erfahrungen, doch sie stellt ihre persönliche Meinung als allgemeine Wahrheit dar. Das ist irreführend. Dass sie am Ende ein Produkt „auf Nachfrage“ nennt, zeigt, dass hier auch verkaufsorientierte Werbung dahintersteht.
Übertriebene Heilsversprechen
Formulierungen wie „keine Nebenwirkungen“ oder „macht 10 Jahre jünger“ sind typische Wunder-Versprechen. Nach deutschem Heilmittelwerbegesetz sind solche Aussagen sogar verboten, weil sie Menschen falsche Hoffnungen machen.
Lückenhafte Information
Es fehlen wichtige Angaben:
- Welche Kräuter oder Präparate wurden eingenommen?
- Welche Dosierung war notwendig?
- Welche wissenschaftlichen Studien belegen diese Wirkung?
- Welche Risiken oder Wechselwirkungen gibt es?
Stattdessen wird nur ein idealisiertes Bild vermittelt: „Natürlich, sicher, wirkungsvoll“.
Was TCM tatsächlich leisten kann
Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist ein altes Medizinsystem aus China. Sie umfasst verschiedene Methoden:
- Kräutertherapie (Tees, Extrakte, Mischungen)
- Akupunktur
- Ernährungslehre nach TCM
- Bewegungstherapien wie Qigong oder Tai Chi
- Massagetechniken wie Tuina
Viele Frauen berichten, dass TCM bei einigen Wechseljahresbeschwerden helfen kann – besonders bei:
- Hitzewallungen
- Schlafproblemen
- innerer Unruhe
- Stimmungsschwankungen
Studienlage: Es gibt wissenschaftliche Hinweise, dass Akupunktur und bestimmte Kräutermischungen unterstützend wirken können. Allerdings sind die Ergebnisse nicht einheitlich und oft nicht nach westlichen Standards umfassend geprüft.
Wichtig: TCM kann unterstützen, aber nicht „verjüngen“ oder die Wechseljahre aufhalten.
Risiken von TCM
Auch Naturmedizin ist nicht automatisch ungefährlich. Risiken können sein:
- Nebenwirkungen durch starke Kräuter oder falsche Dosierung
- Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten (z. B. Blutdruckmittel, Blutverdünner)
- Qualitätsprobleme: Manche importierte Kräuterprodukte können mit Schadstoffen, Pestiziden oder Schwermetallen belastet sein
- Fehlende Standardisierung: Dosierung und Inhaltsstoffe variieren oft stark
Darum sollte TCM nur von ausgebildeten Therapeutinnen und Therapeuten angewendet werden – nicht auf eigene Faust oder aufgrund vager Tipps aus dem Internet.
Tipps für Frauen in den Wechseljahren
- Arzt oder Ärztin einbeziehen: Bei starken Beschwerden ist ein Gespräch mit Gynäkolog:innen wichtig. Vor Beginn einer TCM-Behandlung unbedingt ärztlich abklären, ob es geeignet ist.
- Nicht nur auf Vlogger glauben: Social-Media-Beiträge spiegeln persönliche Meinungen wider, keine gesicherten Fakten. Was einer Person hilft, muss nicht für alle gelten.
- Seriöse TCM-Therapeut:innen suchen: Am besten über Berufsverbände oder Fachpraxen, nicht über Social Media.
- Gesunde Lebensweise: Ernährung, Bewegung und Stressabbau können Wechseljahresbeschwerden deutlich lindern.
- Kritisch bleiben: Versprechen wie „10 Jahre jünger“ oder „keine Nebenwirkungen“ sind meist zu schön, um wahr zu sein.
- Auf Warnsignale achten: Vorsicht bei Verkäufern, die nur ein bestimmtes „Geheimprodukt“ anpreisen und schnelle Wunder versprechen.
Fazit
Das Facebook-Video von Britta Engisch vermittelt ein verzerrtes Bild von TCM und den Wechseljahren. Ihre Aussagen sind lückenhaft, übertrieben und irreführend. Zwar kann TCM tatsächlich bei manchen Beschwerden unterstützend wirken – etwa bei Hitzewallungen oder Schlafproblemen – doch sie ist kein Wundermittel.
Besonders problematisch sind die pauschalen Behauptungen („macht 10 Jahre jünger“, „keine Nebenwirkungen“) und die versteckte Werbung für ein Produkt.
👉 Wichtig für alle Frauen:
- Unbedingt vorher mit einer Ärztin oder einem Arzt sprechen.
- Nicht nur auf Vloggerinnen wie Britta Engisch vertrauen.
Frauen in den Wechseljahren sollten sich nicht auf solche Social-Media-Beiträge verlassen, sondern sich bei Bedarf an medizinische Fachleute und qualifizierte TCM-Therapeut:innen wenden.
Die wichtigste Botschaft: TCM kann hilfreich sein, aber keine Wunder versprechen. Seriöse Beratung, kritisches Denken und sichere Quellen sind der beste Weg, um mit den Wechseljahren gut umzugehen.
Bild von Silvia auf Pixabay


