Die Gehörlosengemeinschaft ist klein – und gerade deshalb ist Zusammenhalt besonders wichtig. Viele Gehörlose erleben im Alltag ähnliche Herausforderungen: Barrieren bei der Kommunikation, Probleme mit Behörden, zu wenig Gebärdensprachdolmetscher (GSD), mangelnder Zugang zu Bildung oder Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Diese gemeinsamen Erfahrungen könnten eigentlich verbinden.
Doch was passiert, wenn innerhalb unserer eigenen Community neue Barrieren entstehen?
Ein gehörloser Vlogger Christopher B. aus Solingen hat dieses Thema öffentlich in einem Video angesprochen – und damit einen wichtigen, aber auch schmerzhaften Punkt benannt. Er sagte:
„In unserer Community gibt es verschiedene Gruppen: bildungsreiche Gruppen, soziale Gruppen, lernbegrenzte Gruppen, junge Menschen, alte Senioren. Die Gruppen bleiben oft unter sich. Vor allem die Bildungsstarken wollen nichts mit den Lernschwachen zu tun haben.“
Er kritisiert, dass es in der Gehörlosenwelt genauso ist wie bei den Hörenden – jeder schaue nur auf sich selbst, und das ärgere ihn sehr. Seine Botschaft: Wir sollten mehr aufeinander zugehen, mehr Verständnis und Respekt füreinander haben – egal wie jemand spricht, schreibt oder lebt.
Was der Vlogger Christopher B. selbst nicht sagt
Diese Botschaft klingt richtig und wichtig. Doch leider zeigt die Realität manchmal ein anderes Bild – auch bei dem Vlogger selbst. Deaf24 hatte versucht, mit ihm Kontakt aufzunehmen, weil wir ihn als Gesprächspartner gewinnen wollten.
Wir wollten mit ihm offen über ein wichtiges Thema sprechen: arbeitswillige Gehörlose, die zwar motiviert sind, zu arbeiten – aber keine Unterstützung erhalten, weil Dolmetscher fehlen oder bei Arbeitswechseln nicht verfügbar sind. Das betrifft viele, die arbeiten wollen, aber scheitern, weil ihnen die Kommunikation nicht ermöglicht wird.
Doch was geschah?
Deaf24 wurde vom Vlogger grundlos blockiert. Keine Antwort, keine Gesprächsbereitschaft. Wir erhielten keine Möglichkeit zum Dialog. Stattdessen mussten wir das Thema selbst recherchieren – aufwendig, ohne Austausch, obwohl Zusammenarbeit viel geholfen hätte. Auch viele andere Gehörlose erleben ähnliche Ablehnungen oder Blockaden, wenn sie offen Fragen stellen oder kritische Themen ansprechen.
Widerspruch zwischen Worten und Taten
Es wirkt widersprüchlich: Einerseits spricht der Vlogger von Zusammenhalt – andererseits grenzt er sich selbst ab, indem er kritische Stimmen oder ernstgemeinte Anfragen ignoriert oder blockiert.
Wenn jemand öffentlich zur Einheit aufruft, sollte er auch selbst bereit sein, Brücken zu bauen – selbst dann, wenn Meinungen unterschiedlich sind. Dialog ist keine Einbahnstraße. Kritik gehört dazu – ebenso wie Respekt für andere Sichtweisen. Wer nur mit bestimmten Gruppen reden möchte, aber andere ausschließt, verstärkt genau die Spaltung, die er selbst anklagt.
Fazit: Reden statt blockieren
In der Gehörlosengemeinschaft brauchen wir mehr Offenheit, mehr Austausch und weniger Blockaden – gerade in einer Zeit, in der viele gesellschaftliche Themen diskutiert werden: Barrierefreiheit, Inklusion, Arbeitsmarkt, GSD-Knappheit oder Ungleichbehandlung.
Deaf24 bleibt offen für Gespräche. Wir möchten mit allen Gruppen der Community reden – egal ob bildungsstark, lernschwach, jung oder alt. Denn wir glauben: Jeder Mensch hat eine Stimme. Und jede Stimme verdient Gehör.
Nur gemeinsam können wir etwas verändern.
Bild von Markus Spiske auf Pixabay

