In Nairobi wurde Anfang November 2025 ein außergewöhnliches humanitäres Projekt gestartet: Die kenianische First Lady Rachel Ruto und Prinzessin Lalla Asmaa von Marokko haben am Kenyatta National Hospital ein gemeinsames Cochlea-Implantat-Programm eröffnet. Ziel ist es, gehörlosen und schwerhörigen Kindern in Kenia den Zugang zu moderner Hörtechnologie zu ermöglichen – und damit neue Wege für Bildung, Teilhabe und soziale Inklusion zu schaffen. Das Projekt ist ein starkes Zeichen für afrikanische Solidarität, Zusammenarbeit und Menschlichkeit.
Ein gemeinsames Projekt für Hoffnung und Inklusion
Das neue Cochlea-Implantat-Projekt ist eine Partnerschaft zwischen dem kenianischen Gesundheitsministerium und der Lalla Asmaa Stiftung für gehörlose Kinder aus Marokko. Es symbolisiert nicht nur medizinischen Fortschritt, sondern auch eine wachsende Verbindung zwischen den beiden Ländern. In der ersten Phase werden über 50 kenianische Kinder operiert. Ein gemeinsames Team aus marokkanischen und kenianischen HNO-Ärzten führt die Eingriffe zwischen dem 3. und 7. November 2025 durch.
„Dieses Projekt schenkt nicht nur das Gehör zurück – es gibt den Kindern auch die Möglichkeit, zu lernen, zu träumen und zu kommunizieren“, sagte First Lady Rachel Ruto während der Eröffnungsfeier. Sie betonte, wie wichtig es sei, dass jedes Kind die Chance bekommt, aktiv an der Gesellschaft teilzunehmen.
Auch Prinzessin Lalla Asmaa, Präsidentin der gleichnamigen Stiftung, sprach von einem „Akt der Solidarität, der zeigt, dass Mitgefühl Grenzen überwinden kann“. Ihr Ziel sei es, dass Kinder mit Hörbehinderung in Afrika gleiche Chancen und Rechte erhalten.
Gesundheitliche Zusammenarbeit zwischen Afrika-Staaten
Das Projekt wird mit einem Budget von rund 120 Millionen kenianischen Schilling (KSh) finanziert. Es ist Teil der Initiative zur Allgemeinen Gesundheitsversorgung (Universal Health Coverage, UHC), die in Kenia seit Jahren vorangetrieben wird.
Für Marokko ist dieses Programm ein Beispiel seiner wachsenden Rolle in der afrikanischen Gesundheitspolitik – durch Wissenstransfer, medizinische Unterstützung und regionale Zusammenarbeit.
Doch der Nutzen geht über die Operationen hinaus:
Neben den Implantationen selbst umfasst das Programm auch Weiterbildungen für kenianische Fachkräfte, darunter Chirurgen, Audiologen und Sprachtherapeuten. Ziel ist es, langfristig ein eigenes kenianisches Kompetenzzentrum für Hörimplantate aufzubauen. Auch die Nachsorge der Kinder, die Implantate erhalten, ist fest eingeplant.
„Das Projekt ist nicht nur eine einmalige Mission“, erklärte Dr. Richard Lesiyampe, Geschäftsführer des Kenyatta National Hospital. „Es ist der Beginn einer langfristigen Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern, um die Zukunft gehörloser Kinder zu verbessern.“
Vertrag für gemeinsame Forschung und Ausbildung
Im Rahmen des Projekts wurde außerdem eine Kooperationsvereinbarung (Memorandum of Understanding, MoU) zwischen der Voice of Children Initiative in Kenia und der Lalla Asmaa Stiftung unterzeichnet.
Diese Vereinbarung soll zukünftige Forschungsprojekte, Technologietransfers und Ausbildungsprogramme fördern. Damit soll Kenia künftig selbst in der Lage sein, solche medizinischen Leistungen flächendeckend anzubieten.
Für viele Familien in Kenia bedeutet das Projekt Hoffnung nach langen Jahren des Wartens.
Ein Beispiel ist die sechsjährige Faith Chebet aus der Region Bomet. Ihre Eltern reisten über Nacht nach Nairobi, um an der Operation teilnehmen zu können. „Wir haben so lange darauf gewartet“, sagte ihre Mutter gerührt. „Jetzt wird unsere Tochter endlich unsere Stimmen hören können.“
Tipps und Informationen für Familien
- Was ist ein Cochlea-Implantat?
Ein Cochlea-Implantat ist ein kleines elektronisches Gerät, das Menschen mit hochgradiger Schwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit hilft, wieder Geräusche wahrzunehmen. Es ersetzt die Funktion des Innenohrs und überträgt Schall direkt an den Hörnerv. - Wer kann davon profitieren?
Kinder und Erwachsene, die keine ausreichende Hörleistung durch Hörgeräte erreichen, können durch ein Cochlea-Implantat neue Hörmöglichkeiten erhalten. Wichtig ist eine gute medizinische Untersuchung und Nachbetreuung durch Audiologen und Therapeutinnen. - Warum ist Frühförderung wichtig?
Je früher Kinder ein Implantat erhalten, desto besser können sie Sprache und Kommunikation entwickeln. Deshalb ist der frühe Zugang zu Diagnose und Behandlung entscheidend. - Was bedeutet Inklusion?
Inklusion heißt, dass Kinder mit Hörbehinderung in Schule, Freizeit und Beruf dieselben Chancen haben wie hörende Kinder. Medizinische Projekte wie dieses sind ein wichtiger Schritt, doch echte Inklusion braucht auch barrierefreie Bildung, Dolmetscher und gesellschaftliche Akzeptanz.
Fazit: Ein afrikanisches Vorbild für Menschlichkeit
Das gemeinsame Cochlea-Implantat-Projekt zwischen Kenia und Marokko ist mehr als eine medizinische Initiative. Es steht für Hoffnung, Kooperation und den Glauben an gleiche Chancen für alle Kinder – unabhängig von ihrer Hörfähigkeit.
Die Partnerschaft zeigt, wie afrikanische Länder durch gegenseitige Unterstützung und Wissensaustausch soziale und gesundheitliche Barrieren überwinden können.
Für die betroffenen Kinder bedeutet das Projekt eine neue Welt voller Klänge und Möglichkeiten. Für Afrika ist es ein Beispiel dafür, wie Zusammenarbeit Leben verändern kann – Schritt für Schritt, Ohr für Ohr.
Bild: Dawan Africa

