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BSL-GCSE darf nicht länger warten – Politiker fordern Einführung

by info@deaf24.com

Viele Taube Menschen in Großbritannien – besonders junge Menschen – warten sehnsüchtig auf ein offizielles Schulfach in Britischer Gebärdensprache (BSL). Bereits seit Jahren wird über ein eigenes BSL-GCSE diskutiert. Doch die Einführung verzögert sich immer wieder. Nun wird der Druck auf die britische Regierung größer: Eine Gruppe von Abgeordneten fordert ein konkretes Datum für die Einführung und warnt vor den schwerwiegenden Folgen weiterer Verzögerungen. In diesem Artikel erklären wir, was passiert ist, warum das neue Schulfach so wichtig ist und welche Schritte jetzt notwendig sind.

 

Was ist das BSL-GCSE?

GCSE steht für „General Certificate of Secondary Education“. Das ist ein Schulabschluss, den Schülerinnen und Schüler in Großbritannien normalerweise mit 16 Jahren machen. In vielen Sprachen – wie Französisch, Spanisch oder Deutsch – gibt es bereits ein GCSE. Für Britische Gebärdensprache gibt es das aber noch nicht. Dabei ist BSL für viele Taube Menschen ihre erste Sprache. Ein eigenes Schulfach würde bedeuten, dass sie ihre Sprache genauso anerkannt sehen wie alle anderen Sprachen.

 

Der lange Weg zur Anerkennung

Die Diskussion um das BSL-GCSE begann mit einem mutigen Schritt: Der Taube Jugendliche Daniel Jillings drohte 2018 dem Bildungsministerium mit rechtlichen Schritten, weil er das Recht einforderte, BSL als Fach zu lernen und darin eine Prüfung abzulegen. Daraufhin versprach die britische Regierung, eine Ausnahme zu machen und das Fach zu prüfen – obwohl in jener Legislaturperiode eigentlich keine neuen GCSEs geplant waren.

Eine erste öffentliche Konsultation zur Gestaltung des Fachinhalts gab es jedoch erst im Juni 2023 – also fast fünf Jahre später. Damals verkündete die Regierung, dass der Unterricht im Fach BSL ab September 2025 beginnen solle. Doch bereits im Oktober 2024 meldete sich die Organisation Signature, die sich auf BSL-Qualifikationen spezialisiert hat, zu Wort. Ihre Einschätzung: Der Zeitplan sei nicht realistisch.

Im Februar 2025 berichtete auch der Nachrichtensender Sky News, dass das BSL-GCSE „nicht bereit“ für die Einführung im September sei. Die große Wohltätigkeitsorganisation National Deaf Children’s Society reagierte darauf mit Empörung und nannte die Verzögerung „eine Schande“.

 

Abgeordnete setzen Regierung unter Druck

Da es immer noch keinen neuen Zeitplan gibt, hat sich nun das überparteiliche Parlamentskomitee für Britische Gebärdensprache (APPG on BSL) eingeschaltet. In einem offenen Brief an Bildungs-Staatsministerin Catherine McKinnell fordern acht Abgeordnete eine klare Stellungnahme.

Die Politikerinnen und Politiker betonen: Die Inhalte des Fachs wurden bereits im Dezember 2023 veröffentlicht. Die zuständige Behörde Ofqual hätte nun bereits 16 Monate Zeit gehabt, eine technische Bewertung für das Prüfungsverfahren zu erstellen – doch bisher sei nichts geschehen.

In ihrem Schreiben warnen sie: Die Verzögerung habe „ernste menschliche Folgen“. Viele Menschen hätten den Eindruck, dass BSL immer noch wie eine „Sprache zweiter Klasse“ behandelt werde.

 

Warum die Verzögerung so problematisch ist

Die Kritik der Politiker ist deutlich: Wenn das BSL-GCSE weiter aufgeschoben wird, dann werden viele Chancen verspielt:

  • Taube Kinder und Jugendliche können ihre eigene Sprache nicht als Prüfungsfach wählen.
  • Hörende Schülerinnen und Schüler verlieren die Möglichkeit, eine visuelle Sprache zu erlernen, die ihnen neue Perspektiven eröffnet.
  • Taube Lehrkräfte haben weniger berufliche Möglichkeiten, obwohl sie durch ihre Erfahrung und Sprachkenntnisse besonders geeignet wären, BSL zu unterrichten.

Auch die Vorsitzende des APPG on BSL, Jen Craft, fordert schnelles Handeln. Sie sagt: „Diese Verzögerung ist enttäuschend – besonders für junge Taube Menschen, die auf diese Chance gewartet haben. Dieses Schulfach kann Barrieren abbauen und echte Veränderungen bewirken.“

 

Stimme aus der Community: „Meine Sprache zählt nicht“

Auch in der gehörlosen Community wächst die Enttäuschung. Hannah Atkinson, eine junge BSL-Nutzerin und Mitglied der Jugendgruppe des British Deaf Association, beschreibt es so:
„Kein BSL-GCSE bedeutet: keine Anerkennung. Das zeigt mir, dass meine Sprache und meine Identität nicht zählen.“
Sie betont auch, wie wichtig das Lernen von BSL für Hörende ist: „Wer BSL lernt, lernt nicht nur Vokabeln – er lernt auch, wie er mich sehen und verstehen kann.“

 

Wie geht es weiter?

In einer Debatte im britischen Parlament im März 2025 – im Rahmen der British Sign Language Week – versprach Minister Sir Stephen Timms, dass „in den nächsten Wochen“ eine technische Konsultation stattfinden werde. Doch bisher ist nichts passiert.

Das Parlamentskomitee hat nun erneut gefordert, dass die Ministerin persönlich mit der Prüfungsbehörde Ofqual spricht. Ziel ist, dass das BSL-GCSE so schnell wie möglich eingeführt wird.

 

Fazit: Jetzt braucht es klare Entscheidungen

Die lange Verzögerung bei der Einführung des BSL-GCSE ist nicht nur ein bürokratisches Problem – sie betrifft echte Menschen. Für viele Taube Schülerinnen und Schüler wäre dieses Fach eine große Chance, ihre Sprache offiziell lernen und anerkennen zu lassen.

Die Politik hat ein wichtiges Versprechen gemacht. Jetzt muss sie zeigen, dass sie es ernst meint. Ein klares Startdatum für das BSL-GCSE wäre ein wichtiger Schritt hin zu mehr Gleichberechtigung und Sichtbarkeit für die Gebärdensprachgemeinschaft.

 

Tipps für Taube Menschen und Unterstützer*innen:

  • Engagieren Sie sich lokal: Fragen Sie an Ihrer Schule oder im Umfeld, ob Interesse am BSL-GCSE besteht.
  • Kontaktieren Sie Abgeordnete: Fordern Sie Politikerinnen und Politiker auf, sich für das Thema stark zu machen.
  • Teilen Sie Ihre Geschichte: Persönliche Erfahrungen zeigen am deutlichsten, warum das Fach wichtig ist.
  • Bleiben Sie informiert: Folgen Sie Organisationen wie dem British Deaf Association oder dem National Deaf Children’s Society.

Die Stimme der Tauben Menschen zählt – und sie wird gehört, wenn wir gemeinsam laut werden.

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