In Ghana startet ein neues Regierungsprogramm, das allen Schülerinnen an staatlichen Schulen kostenlose Periodenprodukte (Damenbinde) zur Verfügung stellt. Dieses Vorhaben gilt als großer Fortschritt für Bildung, Gesundheit und Gleichberechtigung. Besonders für gehörlose Mädchen kann es Barrieren abbauen und zu mehr Selbstbewusstsein führen.
Warum die Periode ein Bildungsproblem ist
In vielen Teilen Ghanas verpassen Mädchen regelmäßig den Unterricht, sobald sie ihre Periode haben. Der Grund: Sie können sich keine Hygieneprodukte leisten, fühlen sich unwohl oder schämen sich. Manche benutzen Stoffreste, Papier oder andere ungeeignete Materialien. Dadurch entstehen gesundheitliche Risiken wie Infektionen, und viele bleiben mehrere Tage im Monat zu Hause.
Diese Fehlzeiten summieren sich über Jahre. Mädchen schreiben schlechtere Noten, verlieren Motivation und brechen die Schule häufiger ab. Besonders stark betroffen sind Schülerinnen aus ärmeren Familien und Mädchen mit Behinderungen.
Für gehörlose Schülerinnen kommt noch ein weiterer Nachteil hinzu: Es fehlt oft an Aufklärung in Gebärdensprache. Viele Lehrerinnen und Lehrer wissen nicht, wie man über die Periode barrierefrei spricht. Informationsmaterial ist selten visuell aufbereitet. Das führt dazu, dass gehörlose Mädchen sich unsicher und ausgeschlossen fühlen.
Ein Beispiel ist das Gymnasium für Gehörlose in Mampong, einer Stadt nahe der Hauptstadt Accra. Dort berichten Schülerinnen, dass sie während ihrer Periode Angst haben, ihre Kleidung zu verschmutzen oder ausgelacht zu werden. Eine Schülerin erzählte in Gebärdensprache, dass sie in diesen Tagen kaum lernen könne, weil sie sich ständig unwohl fühle.
Regierung startet neues Programm
Am 24. April 2025 kündigte das ghanaische Bildungsministerium ein nationales Programm an, das alle staatlichen Schulen mit kostenlosen Periodenprodukten ausstattet. Ziel ist es, Mädchen zu unterstützen, ihre Bildung zu sichern und ihre Gesundheit zu fördern.
Das Programm besteht aus drei zentralen Maßnahmen:
- Kostenlose Produkte: Schulen werden regelmäßig mit Binden beliefert, damit keine Schülerin ohne auskommen muss.
- Aufklärung und Schulung: Lehrkräfte erhalten Trainings, um offen über die Periode zu sprechen und Vorurteile abzubauen.
- Gesundheitsschutz: Durch bessere Hygiene sollen Infektionen und andere gesundheitliche Probleme reduziert werden.
Bildungsministerin Gifty Twum-Ampofo betonte, dass dieses Programm ein Zeichen für „körperliche Würde und Bildungsgleichheit“ sei. Kein Mädchen solle wegen ihrer Periode zu Hause bleiben müssen.
Erste Ergebnisse und Reaktionen
In den ersten Modellregionen zeigen sich bereits positive Veränderungen. Schulen berichten, dass mehr Mädchen regelmäßig am Unterricht teilnehmen. Lehrkräfte bemerken, dass die Schülerinnen selbstbewusster sind und sich besser konzentrieren können.
Auch Eltern sind erleichtert. Hygieneprodukte sind in Ghana teuer und für viele Familien ein Luxus. Eine Packung Binden kostet oft so viel wie mehrere Mahlzeiten. Durch das Programm sparen Familien Geld, und ihre Töchter bleiben gesünder und aktiver.
Zivilgesellschaftliche Gruppen loben die Initiative. Die Organisation Girls Education Initiative Ghana nennt das Projekt „einen Meilenstein in der Enttabuisierung der Periode“. Mädchen könnten endlich offener über ihre Bedürfnisse sprechen, ohne sich zu schämen.
Wichtig für gehörlose Mädchen
Für gehörlose Schülerinnen hat das Programm eine doppelte Wirkung: Es verbessert nicht nur den Zugang zu Hygieneartikeln, sondern stärkt auch Kommunikation und Inklusion.
Die Ghana National Association of the Deaf (GNAD) fordert, dass alle Schulen mit gehörlosen Schülerinnen Informationsmaterial in Gebärdensprache und mit Bildern bereitstellen. Außerdem sollten Lehrkräfte geschult werden, wie sie sensible Themen wie die Periode in Gebärdensprache erklären können.
Diese Maßnahmen können das Vertrauen zwischen Lehrerinnen und gehörlosen Mädchen stärken. So wird die Periode kein Tabu, sondern Teil einer offenen Gesundheitsaufklärung.
Herausforderungen und Zukunft
Trotz der positiven Wirkung bleibt die langfristige Finanzierung eine Herausforderung. Besonders in ländlichen Gebieten ist die Verteilung schwierig, da Transportwege schlecht ausgebaut sind.
Kritikerinnen schlagen vor, lokale Produzentinnen zu fördern, damit die Binden im Land hergestellt werden können. So würden Arbeitsplätze entstehen, Transportkosten sinken und nachhaltigere Produkte entstehen. Auch umweltfreundliche Materialien sind ein wichtiges Zukunftsthema, um Plastikmüll zu vermeiden.
Entwicklungsexpertinnen betonen, dass dieses Programm ein Beispiel für soziale Investition ist: Wenn Mädchen mehr Bildung erhalten, profitieren ganze Familien und Gemeinden.
Tipps für Schulen und Lehrkräfte
- Offen reden: Die Periode im Unterricht thematisieren und sachlich erklären.
- Privatsphäre wahren: Produkte diskret und respektvoll aushändigen.
- Barrierefreiheit sichern: Informationen in Gebärdensprache oder mit Bildern vermitteln.
- Eltern einbinden: Familien über das Programm informieren, um Unterstützung zu fördern.
- Schülerinnen stärken: Austauschgruppen bilden, damit Mädchen Erfahrungen teilen können.
Fazit
Das ghanaische Programm für kostenlose Periodenprodukte ist ein historischer Schritt zu mehr Bildungsgerechtigkeit, Gesundheit und Würde für Mädchen. Es zeigt, dass Gleichberechtigung mit einfachen, aber wirkungsvollen Maßnahmen beginnen kann.
Wenn Ghana das Programm langfristig finanziert und barrierefrei gestaltet, könnte es ein Vorbild für viele andere Länder werden. Besonders gehörlose Mädchen profitieren von einer besseren Aufklärung in Gebärdensprache.
Bildung ohne Scham – das ist die wahre Bedeutung dieses Projekts. Denn jedes Mädchen, ob hörend oder gehörlos, verdient es, ohne Angst und Hindernisse lernen zu dürfen.
Bild: CLAUDIA LACAVE | Quest France

