Ausschluss zweier Kandidaten sorgt für Unmut
Bei der aktuellen Wahl im Landesverband Bayern der Gehörlosen (LvByGl) wurden die Kandidat*innen Elisabeth Kaufmann und Cem Borak von der Wahl ausgeschlossen. Grund dafür sei laut Vorstand ein formaler Verstoß gegen die Satzung. Dadurch bleibt nur noch ein einziger Kandidat übrig: Marcus Willam, der bereits seit vier Jahren eng mit dem bisherigen 1. Vorsitzenden Bernd Schneider zusammenarbeitet.
Viele Mitglieder in Bayern empfinden dieses Vorgehen als undemokratisch und undurchsichtig. Der Verdacht liegt nahe, dass die Wahl bewusst so gesteuert wurde, dass Marcus Willam als Wunschkandidat des bisherigen Vorstands durchgesetzt wird.
Mehrheit der Gehörlosen wünscht andere Kandidaten
Laut mehreren Umfragen in der Gehörlosengemeinschaft wünschen sich viele Mitglieder in Bayern, dass Elisabeth Kaufmann und Cem Borak zur Wahl zugelassen werden. Beide hätten frische Ideen, konkrete Reformpläne und den Willen, den Verband endlich zu verändern.
Ihre Programme versprechen:
- mehr Transparenz
- mehr Beteiligung der Mitglieder
- bessere Zusammenarbeit mit Behörden und Vereinen
- verstärkten Einsatz für Barrierefreiheit und GSD
Der Ausschluss dieser beiden Kandidat*innen wird daher von vielen als undemokratisch und unfair empfunden – und als Versuch, dringend notwendige Reformen zu verhindern.
Seit Jahren kaum Verbesserungen
Obwohl der Vorstand – mit Bernd Schneider und Marcus Willam als führendem Duo – bereits seit mehreren Jahren maßgeblich tätig ist, sind für viele Gehörlose in Bayern kaum echte Fortschritte spürbar. Viele Mitglieder berichten, dass sie nach wie vor unter massiven Kommunikationsbarrieren leiden, zum Beispiel bei Polizei, Ärzten oder Behörden. Die Folge: psychische Belastungen, soziale Isolation und ständige Frustration.
Die Beschwerden reichen von fehlenden Gebärdensprachdolmetscher-Einsätzen (GSD) bis hin zur mangelnden Sichtbarkeit und Vertretung der Interessen der Gehörlosen auf Landesebene.
Schwierige Zusammenarbeit mit anderen Vereinen
Ein weiterer Kritikpunkt: Die Zusammenarbeit des LvByGl mit anderen Gehörlosenvereinen und Verbänden in Bayern läuft nicht reibungslos. Immer wieder kommt es zu Spannungen, Missverständnissen oder fehlender Kommunikation. Statt gemeinsam für bessere Bedingungen zu kämpfen, gibt es Spaltung und Misstrauen.
Viele lokale Vereine fühlen sich vom Landesverband nicht ernst genommen oder nicht ausreichend unterstützt. Dadurch fehlt eine starke, geeinte Stimme für die Gehörlosen in Bayern.
Schönreden statt Lösungen
Der Vorstand verweist gerne auf Erfolge wie die „Assistenzbörse“, „Kulturelle Brücken“ oder die „Vereinsberatung“. Dabei wird oft betont, dass aus einem kleinen Team von 2 Mitarbeitenden ein Team mit über 20 geworden sei.
Doch viele fragen sich:
Was haben diese Projekte konkret für die Lebensrealität der Gehörlosen verbessert?
Wie genau helfen sie gegen Diskriminierung und Kommunikationsbarrieren im Alltag?
Keine Zusammenarbeit mit Behörden
Die Redaktion von Deaf24 fragte bei mehreren Institutionen in Bayern nach, ob es eine Zusammenarbeit mit dem LvByGl gibt – etwa bei Polizei, Krankenhäusern oder Behörden. Die Antwort war überall: Nein.
Lediglich das Inklusionsamt zeigt sich informiert über die Probleme der Gehörlosen. Doch auch dort gibt es keine Zusammenarbeit mit dem Gehörlosenverband – obwohl gerade hier wichtige Unterstützung möglich wäre.
Fazit: Veränderung dringend nötig
Viele Mitglieder sind enttäuscht und fordern einen echten Neuanfang. Statt Machtspiele und Satzungstricks braucht der Verband eine offene, demokratische Führung, die wirklich die Interessen der Gehörlosen vertritt – mit echten Lösungen, nicht nur schönen Worten.
Die Gehörlosengemeinschaft in Bayern hat Besseres verdient.
Kommentar der Redaktion Deaf24
„Mitbestimmung statt Machtspiele“
Die Redaktion von Deaf24 beobachtet die aktuelle Entwicklung im Landesverband Bayern der Gehörlosen (LVBYGL) mit großer Aufmerksamkeit.
Viele Gehörlose in Bayern äußern Unzufriedenheit – sowohl mit der bisherigen Arbeit des Vorstands als auch mit dem Ablauf der aktuellen Vorstandswahl. Die Ausschlüsse zweier beliebter Kandidat*innen, Elisabeth Kaufmann und Cem Borak, haben bei vielen Mitgliedern Irritation und Enttäuschung ausgelöst. Aus Sicht vieler stellt sich die Frage: Wird hier mit Satzungsregeln gezielt Einfluss auf den Wahlausgang genommen?
Dabei ist eines klar:
- Die Mitglieder haben ein demokratisches Recht auf Mitbestimmung.
- Sie haben Anspruch auf faire, offene und transparente Wahlen.
- Sie dürfen erwarten, dass ihre Stimme zählt – nicht nur die Interessen eines langjährigen Führungsduos.
Viele Gehörlose berichten, dass sie sich vom Verband seit Jahren nicht ausreichend vertreten fühlen. Trotz wachsender Teamgröße und Projektberichte gibt es kaum spürbare Verbesserungen im Alltag. Kommunikationsbarrieren bestehen weiter – in Krankenhäusern, bei der Polizei, im Bildungssystem oder auf dem Arbeitsmarkt. Die psychosozialen Folgen sind gravierend.
Während der Verband nach außen gerne betont, wie stark er gewachsen sei, erleben viele Betroffene in der Praxis eher Stillstand, Desinteresse oder fehlende Unterstützung. Auch die Zusammenarbeit mit Vereinen, Behörden und Beratungsstellen scheint – laut Rückmeldungen – vielfach unzureichend oder gar nicht vorhanden zu sein.
Dieser aktuelle Vorfall rund um die Wahl bringt auf den Punkt, was sich bei vielen schon lange aufgestaut hat:
Die Basis will Veränderung, Transparenz und echte Beteiligung – keine Schönrederei und keine Ausschlüsse.
Deaf24 ist keine parteiliche Plattform, sondern eine unabhängige Redaktion, die den Stimmen der Gehörlosen Gehör verschaffen will – gerade dann, wenn sie sich übergangen oder nicht ernst genommen fühlen.
Wir werden die Entwicklungen rund um den LVBYGL weiterhin kritisch, sachlich und im Sinne der Gehörlosengemeinschaft begleiten.
Bild von Leopictures auf Pixabay

