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Gehörlose Frau bedroht: Terror-Fall vor Gericht

by info@deaf24.com

Ein 38-jähriger Mann terrorisiert seine gehörlose Ex-Partnerin stundenlang mit Messern. Das Amtsgericht München verurteilt ihn zu zwei Jahren Haft. Der Fall zeigt: Gehörlose Menschen sind bei häuslicher Gewalt besonders gefährdet. Sie können oft keinen Notruf absetzen. Das muss sich ändern.

 

Der Vorfall: Stundenlange Bedrohung mit Messern

Andreas D. (38 Jahre) dringt in die Wohnung seiner Ex-Freundin ein. Er hat zwei Messer dabei. Stundenlang läuft er durch die Wohnung und bedroht die Frau. Die Frau ist gehörlos. Sie kann nicht telefonieren. Sie kann keinen Notruf wählen. Sie ist der Gewalt hilflos ausgeliefert.

Das Amtsgericht München verurteilt den Mann zu zwei Jahren Haft. Das Gericht erkennt: Die Situation war für die gehörlose Frau besonders gefährlich. Sie hatte keine Möglichkeit, schnell Hilfe zu holen.

 

Warum gehörlose Menschen besonders gefährdet sind

Gehörlose Menschen stehen bei Gewalt vor großen Problemen:

Das Notruf-Problem: Der normale Notruf funktioniert per Telefon. Man muss sprechen und hören können. Für gehörlose Menschen ist das unmöglich. In Lebensgefahr zählt jede Sekunde. Doch sie können nicht einfach die 110 oder 112 anrufen.

Isolation: Viele gehörlose Menschen leben zurückgezogen. Der Kontakt nach außen ist schwieriger. Bei häuslicher Gewalt bleiben sie oft unbemerkt. Nachbarn hören keine Hilferufe.

Kommunikationsbarrieren: Bei Polizei und Gericht brauchen gehörlose Menschen Dolmetscher. Das kostet Zeit. Oft fehlen Dolmetscher für Gebärdensprache. Die Kommunikation ist schwierig.

Weniger Beratungsstellen: Es gibt zu wenige Beratungsangebote speziell für gehörlose Menschen. Viele normale Beratungsstellen sind nicht barrierefrei.

Die Folgen für das Opfer

Die gehörlose Frau leidet bis heute stark unter dem Erlebnis. Im Prozess wird deutlich: Die Tat hat schwere psychische Folgen. Die Frau hat:

  • Panikattacken
  • Schlafstörungen
  • Ständige Angst vor neuer Gewalt
  • Traumatische Erinnerungen

Diese Probleme beeinträchtigen ihr Leben massiv. Sie braucht psychologische Hilfe. Auch hier ist die Barriere: Nicht alle Therapeuten können Gebärdensprache. Eine Therapie mit Dolmetscher ist kompliziert.

 

Das Urteil: Ein wichtiges Signal

Das Gericht würdigt die besondere Situation der gehörlosen Frau. Zwei Jahre Haft sind ein klares Signal: Gewalt gegen vulnerable Menschen wird ernst genommen. Das Urteil berücksichtigt:

  • Die lange Dauer der Bedrohung
  • Die besondere Hilflosigkeit des Opfers
  • Die schweren psychischen Folgen
  • Die erhöhte Gefährdung durch die Gehörlosigkeit

Das Urteil ist auch ein Präzedenzfall. Es zeigt: Gerichte werden sensibler für die Situation gehörloser Menschen.

 

Notruf-Alternativen für gehörlose Menschen

Es gibt mittlerweile Alternativen zum klassischen Notruf. Diese sollten alle gehörlosen Menschen kennen:

Notruf-Fax: Die Nummer 112 kann per Fax erreicht werden. Das dauert aber oft lange.

Notruf-Apps: Einige Bundesländer haben Apps entwickelt. Darüber kann man per Text oder Gebärdensprach-Video einen Notruf absetzen. Beispiele: nora-notruf.de (bundesweit verfügbar).

SMS an 110: In manchen Regionen möglich. Vorher bei der örtlichen Polizei informieren.

Messenger-Dienste: Manche Leitstellen nehmen Notrufe auch per WhatsApp oder E-Mail an. Das ist aber nicht überall möglich.

Wichtig: Informieren Sie sich vorher, welche Notruf-Optionen in Ihrer Region verfügbar sind. Speichern Sie wichtige Kontakte im Handy.

 

Praktische Tipps für gehörlose Menschen bei häuslicher Gewalt

Sicherheitsplan erstellen:

  • Legen Sie einen sicheren Ort fest, wohin Sie flüchten können
  • Informieren Sie Vertrauenspersonen über Ihre Situation
  • Packen Sie eine Notfall-Tasche mit Dokumenten und wichtigen Sachen
  • Bereiten Sie Textnachrichten vor, die Sie schnell verschicken können

Technische Hilfsmittel nutzen:

  • Installieren Sie Notruf-Apps auf dem Handy
  • Nutzen Sie Videotelefonie für Gebärdensprach-Kommunikation
  • Bereiten Sie Notfall-Texte vor, die Sie schnell zeigen können
  • Informieren Sie Nachbarn per Zettel über Ihre Situation

Hilfe holen:

  • Kontaktieren Sie spezialisierte Beratungsstellen für gehörlose Menschen
  • Suchen Sie Frauenhäuser auf, die Gebärdensprache anbieten
  • Wenden Sie sich an Gehörlosen-Verbände
  • Holen Sie sich rechtliche Beratung

Beweissicherung:

  • Dokumentieren Sie Vorfälle mit Fotos und Videos
  • Schreiben Sie Tagebuch über Gewalttaten
  • Bewahren Sie bedrohliche Nachrichten auf
  • Gehen Sie zum Arzt und lassen Sie Verletzungen dokumentieren

 

Verbesserungen sind dringend nötig

Der Fall zeigt: Das Hilfesystem muss besser werden. Notwendig sind:

Flächendeckende Notruf-Apps: Alle Bundesländer müssen barrierefreie Notrufe anbieten. Die App nora ist ein guter Anfang. Sie muss bekannter werden.

Mehr Dolmetscher: Bei Polizei, Gerichten und Beratungsstellen müssen mehr Gebärdensprach-Dolmetscher verfügbar sein.

Aufklärung: Polizei und Justiz müssen für die Situation gehörloser Menschen sensibilisiert werden.

Barrierefreie Schutzeinrichtungen: Frauenhäuser und Beratungsstellen müssen barrierefrei sein. Personal sollte Gebärdensprache können oder Dolmetscher verfügbar haben.

Öffentlichkeitsarbeit: Gehörlose Menschen müssen über ihre Rechte und Hilfsangebote informiert werden.

Fazit: Gemeinsam für mehr Sicherheit

Der Prozess in München macht ein wichtiges Problem sichtbar: Gehörlose Menschen sind bei häuslicher Gewalt besonders verletzlich. Sie können oft nicht schnell Hilfe holen. Das muss sich ändern.

Das Urteil von zwei Jahren Haft ist ein wichtiges Signal. Es zeigt: Die Justiz nimmt die besondere Gefährdung ernst. Doch das reicht nicht. Politik, Behörden und Gesellschaft müssen handeln.

Barrierefreie Notrufe müssen überall verfügbar sein. Beratungsstellen müssen ausgebaut werden. Die Deaf-Community braucht mehr Schutz und Unterstützung. Nur so können wir gewährleisten: Alle Menschen haben das gleiche Recht auf Sicherheit – unabhängig davon, ob sie hören können oder nicht.

Wenn Sie selbst betroffen sind oder jemanden kennen: Holen Sie sich Hilfe. Sie sind nicht allein. Es gibt Unterstützung.

Wichtige Kontakte:

  • Bundesweite Notruf-App: nora-notruf.de
  • Hilfetelefon (auch per Chat): 08000 116 016

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